"Wenn ich Großstadtneurotiker meine beschauliche Heimatstadt Bad Schwalbach besuche, übt das Jägerheim eine starke Anziehungskraft auf mich aus: Solche Traditionsgaststätten sind an sich Gold wert. Ein angenehmes Lokal mit Biergarten, netter Wirt, bodenständiges Publikum, garantiert hipsterfrei. Keine trendigen Küchenexperimente, sondern traditionelles Kneipenessen, hauptsächlich Schnitzel. Bei meinem letzten Besuch habe ich ein Jägerschnitzel mit Bratkartoffeln und Salat bestellt. Sodann konnte ich aus der Küche Schläge hören: Ja, das Schnitzel wurde tatsächlich frisch geklopft und paniert, es war immerhin kein Industrieprodukt. Alles andere leider schon: Der Beilagensalat war aus verschiedenen Eimern zusammengestellt und mit Fertigdressing übergossen. Die Bratkartoffeln waren sicher aus der Packung, aber geschmacklich einigermaßen in Ordnung. Die Jägersoße war aus der Tüte und schmeckte penetrant künstlich. Schade: Das Jägerschnitzel im Jägerheim ist deutsche Hausmannskost at its worst. Fazit: Als Kneipe gut, aber essen kann man anderswo besser, sicher auch im schönen Bad Schwalbach. Dass das Publikum es goutiert, sagt etwas über die Esskultur in diesem Lande aus: Die vielen positiven Rezensionen kann ich mir nur damit erklären, dass die Leute tatsächlich einfach keinen Geschmack mehr haben."