Dietzenbach
Herrmanns Restaurant

Herrmanns Restaurant

Rathenaustraße 7, 63128 Dietzenbach, Germany

Pasta • Deutsch • Getränke • Europäisch


"Die telefonische Reservierung für 2 Personen verlief freundlich und professionell. Im Lokal angekommen erhielten wir mehrere Tische zur Auswahl. An diesem Freitag gab es außer uns nur einen weiteren besetzten Tisch. Als Karte dient eine riesige Tafel, die vor den Tisch gestellt wird. Das war uns bekannt. Das Ganze ist etwas schwer lesbar und eigentlich Firlefanz. Das letzte Mal erlebte ich so etwas in einem Touristenschuppen in Cuernavaca, Mexiko, den ich ohne Einladung nie betreten hätte. Aber ok. Auf Nachfrage konnten einige Gerichte perfekt erklärt werden. Wir haben zum Schluss 80 Euro für zwei Hauptspeisen, je ein Glas Wein, ein kleines Wasser und zwei Espresso bezahlt. Das ist für Dietzenbach eine Ansage. Da darf man einiges erwarten. Auf den Tellern am Platz lag ein kleines Häkeldeckchen. Darauf war die Serviette drapiert. Das an allen Plätzen auf den Tellern befindliche Häkeldeckchen ist sinnbefreit und erweckt leichte Omagefühle oder Erinnerungen an die weitere große Zeit der Häkeldecken in den 80er Jahren. Irgendwie nur daneben. Zu der Serviette wurde uns ungefragt noch gesagt, was für ein toller Stoff das ist und wo sie herkommt. Viel Wind um nichts. Alle Messer liegen vorne auf Weinkorken. Die Tischdecken sehen eigentlich vollkommen sauber aus, so dass dieses Vorgehen auch wieder unter die Kategorie Firlefanz fällt. Zuerst kam ein Gruß aus der Küche: ein kleines Gläschen Spargelcremesuppe mit einer Minischeibe Weißbrot und einem Teelöffel. Die Spargelcremesuppe war und wir mögen gerne eine ordentliche Salzmenge am Essen eindeutig jenseits der Versalzungsgrenze. Einige Zeit vor dem Hauptgang unserem einzigen Gang bekam ich schon mal den Beilagensalat. Dazu wurde ein Brotkörbchen mit sage und schreibe drei sehr kleinen Scheiben Brot gereicht. Ob dieses Brotmangels man möchte vielleicht auch nichts verschwenden probierte ich später nur eine Scheibe. Es war ein durchschnittliches Weißbrot wie in jeder Dorfkneipe. Etwas Besonderes oder gar Italienisches war daran weder optisch noch geschmacklich nicht zu erkennen. Der Salat bestand aus verschiedenen Blattsalaten, etwas Krautsalat und zwei halben Kirsch oder Datteltomaten. Geschmacklich war der Salat wirklich gut, nicht mehr, nicht weniger. Dazu kam dann das 250 g Entrecote vom Simmentaler Rind, medium rare bestellt. Innen roh mit einem deutlichen dickeren braunen Rand beim sofortigen Durchschneiden. Das ist nicht ganz die hohe Schule des medium rare Bratens, aber es schmeckte sehr gut. Es war ausgesprochen zart, so dass man davon ausgehen darf, dass es tatsächlich aus der Hochrippe war. Das zumeist sehr deutlich erkennbare Fettauge beim klassischen Rib Eye Steak war nicht zu erkennen. Wir wollen die Diskussion Entrecote und Rib Eye Steak nicht vertiefen. Es sei nur klar, dass in der sprachlichen Heimat des Entrecote, also Frankreich das Fettauge praktisch immer erkennbar ist. 250 g ist eine ganze Menge. Leider hatten wir keine Waage dabei. Wir wollen nicht in die Besprechung Rohgewicht vs. Zubereitungsgewicht einsteigen. Auf jeden Fall wirkte das Steak eher klein. Abschließend zum Steak. Es war sehr lecker, wenn auch die Details etwas zu wünschen übrig ließen. Dazu kamen Kartoffelstäbchen . Das sind Pommes aus der Gefriertüte. Das wurde bereits vorab auf Nachfrage bestätigt. Die Süßkartoffelstäbchen wären ebenfalls aus der Gefriertüte gewesen. Sonst gab es als Beilage den bestellten Salat und noch gebratenen grünen Spargel (nicht bestellt . Die Pommes hatten die Gestalt von McDonald 's Pommes und waren ordentlich frittiert. Steak 24,80 Euro plus Salat 4,50 Euro plus Pommes 3,50 Euro macht 32,80 Euro für ein mittleres Steak mit Pommes und Salat. Dafür kriegt man noch nicht mal ordentliche selbstgeschnittene Kartoffelstäbchen auf den Teller. Das ist mehr als hart. Als zweites Hauptgericht hatten wir Pasta mit Filetspitzen, einer Garnele und etwas Rotbarbe. Die Pasta waren eine Art kleiner Linguine, wahrscheinlich identisch mit der Pastaspezialität des Hauses, etwas zu weich gekocht mehr so wie bei Oma passend zu den Häkeldeckchen. Insgesamt war dieses Gericht sehr schmackhaft. 22 Euro. Als offene Weine wurden uns je drei Weißweine und Rotweine angeboten. Wir nahmen einen Merlot und einen Riesling. Der Merlot war in Ordnung, der Riesling unterdurchschnittlich und zu warm. Zum Abschluss bestellten wir zwei Espresso. Auf der Rechnung erschienen dafür zweimal 3,50 Euro nicht auf der Champs Élysées, in Dietzenbach in der Alten Schmiede! Auf Nachfrage zu diesem exorbitanten Preis wurde uns mitgeteilt, dass es sich dabei schließlich um Nespresso handelt. Was für eine Qualitätsaussage. Fazit: Man bekommt ein ordentliches Essen (wirklich nicht mehr! , das insgesamt stark überteuert ist. Das betrifft sowohl die Qualität und Zubereitung des Essens als auch die Bedienung und das Interieur sowie die Lage des Etablissements. Das ergibt angesichts des Anspruchs, den das Lokal an sich stellt und des Preises nicht mehr als zwei Sterne."