"Seit ein paar Wochen erst hat die Alte Scheune einen neuen Betreiber.Der angekündigte "frische Wind" schlägt dem erwartungsfrohen Besucher schon am Eingang als penetranter Kohlgeruch entgegen.Der nächste Eindruck ist der von Chaos und allgemeiner Überforderung:Unser vor Wochen reservierte Tisch ist nicht verfügbar, der Gast wird im wahrsten Sinne des Wortes stehen gelassen, Sitzmöglichkeiten zur Überbrückung der Wartezeit gibt es nämlich keine.Allgemeine Ratlosigkeit macht sich breit, eine Strategie zur sinnvollen Koordination von Service- und Küchenkapazität mit den angenommenen Reservierungen ist nicht erkennbar.Schließlich wird für uns ein Katzentisch hereingetragen, die lapidare Kopfbewegung der Kellnerin deuten wir als Aufforderung, ihr zu folgen, vorbei an einem tristen, winzigen Salatbüffet. Unser Nottischchen wird in einen Durchgang zwischen die bereits besetzten regulären Plätze gezwängt - unsere Tischnachbarn reagieren genervt, verständlicherweise. Immerhin ist der Tisch mit einer Tischdecke "dedeckt".Statt einer Weinkarte die lapidare Frage: "Was wollen Sie denn trinken?" Aha.Die Speisekarte ist ausgesprochen konventionell-bürgerlich.Statt Neugier auf kulinarische Überraschungen bleibt eher die Wahl des kleineren Übels.Wir entscheiden uns für eine klare Hühnersuppe, eine Tomatensuppe, Rindsroulade mit Rotkraut und Kartoffelklößen sowie eine Pilzpfanne mit Tofuwurst und Bratkartoffeln.Die Wartezeiten sind auch angesichts des Feiertagsbetriebs zu Weihnachten nicht plausibel.Als die Suppe endlich kommt, ist sie zumindest von Löffeln begleitet, nach Brot muss man extra fragen.Die Tomatensuppe ist kühl und schmeckt wie Dose, ob die "Hühnersuppe" mal neben einem Huhn gestanden hat, ist schwer zu sagen, jedenfalls ist sie heiß und salzig. Nach einer geschlagenen Stunde fällt der Kellenerin vor dem Servieren des Hauptgangs auf: "Sie haben ja noch kein Besteck."Ja, da hat sie Recht. Servietten haben wir auch nicht.Der Hauptgang hebt die Festfreude keineswegs, denn die Klöße sind zäh, der Rotkohl grob geschnitzt und fad, die Rindsroulade trocken. Dem Vegetarier geht's auch nicht besser: zwischen verkohlten Bratkartoffeln und gummiartigen Pilzen ist Tofu nicht auszumachen.Das nachgelieferte Rechaud macht die Pilze leider auch nicht heißer.Von einem Dessert (Eis und Eis und Eis und Eis) sehen wir ab.Immerhin:Man entschuldigt sich für lange Wartezeiten, nimmt fairerweise die misslungene Roulade aus der Rechnung heraus und bietet sogar an, einen anderen Hauptgang zu liefern - wir lehnen dankend ab.Die Hoffnung, etwas Besseres zu bekommen, hat uns inzwischen verlassen.So ein Erlebnis möchte man nicht zweimal haben.Wen stört's da noch, dass auf der Herrentoilette die Pissoirs verstopft sind?"
