"Manchmal gibt es Situationen, in denen Freunde Vorschläge machen, die man nicht unbedingt braucht. Sollen wir am Sonntag wandern? Meine spontane Antwort war ein wenig töricht, warum? Das Rheinland ist im Verkehrsbereich gut ausgebaut. Überall mit dem Auto, im Notfall mit Bus und Bahn. Gottlieb Daimler hat das Auto erfunden, damit man fahren kann und nicht laufen muss. Leider wurde mein weniger attraktives Angebot von Hasimausi dennoch unterstützt. Meine Argumentationskette, um das Wandern zu verhindern, wurde immer schwächer. Ich versuchte, einen Kompromiss auszuhandeln, der auf ein 1/2 oder 3/4-stündiges Spa an der Düsseldorfer oder Kölner Rheinpromenade hinauslief, aber das konnte ich nicht durchsetzen. Das Ziel wurde das 2.500-Seelen-Dorf Düssel gewählt. Vor der Strecke, die Google auf gut 5 Kilometer und eine Gehzeit von etwa einer Stunde schätzte, schlüpften wir in schicke Fila-Sportschuhe in Blau und Rot und starteten bei sonnigem, ordentlichen 28 Grad. Der Weg führte durch einen Wald, vorbei an staubtrockenem Feld zu dem idyllischen Düssel. Zwei Kirchen, unterschiedliche Häuser, ein Dorfplatz, drei gastronomische Einrichtungen, darunter die Wasserburg Düssel. Viele Hundert Jahre alt. Am Nachmittag erreichten wir die Wasserburg Düssel. In den frühen 60ern wurde hier und in anderen Teilen des Dorfes die sehr erfolgreiche ARD-Serie „Das Tuch“ nach Francis Durbridge gedreht. Eine der Hauptrollen spielte Horst Tappert. Die Wanderer waren begeistert und lobten den Wanderweg wegen der schönen Natur. Mein Lob hingegen galt dem schönen Biergarten am Burggraben. Das ist auch der einzige Vorteil einer Wanderung, nämlich wenn man ein gastronomisches Ziel hat. Schön, rustikal, gemütlich. Dabei sollte man nur nicht an den Rückweg denken. Zwei Kellner und ein Bedienungsteam bedienten etwa 15 Tische auf der Terrasse. Acht Tische waren bereits besetzt. Obwohl die drei serviceorientierten Kräfte ständig präsent waren, wurden wir zunächst mehrmals übersehen. Ich war nach all dem Gehen ziemlich durstig. Schließlich wurden wir doch entdeckt und konnten die Getränke bestellen (Kölsch, Wasser, Weizen, Pilger, Kaffee), die schnell serviert wurden, ebenso wie die Speisekarten. Ein Blick auf die Karten zeigte, was ich erwartet hatte. Eine rustikale Karte ohne Schnickschnack und ohne Versprechen von besonderen Köstlichkeiten. Schnitzel, Burger, Heringsstipp, Flammkuchen und Pfannkuchen, Kotelett, Rumpsteak und natürlich Kuchen und Waffeln mit Sahne. Alles, was man von einer rustikalen Kneipe und Wanderhütte erwartet. Kölsch, Alt, Pils und Kaffee zu den zahlreichen Kuchen. Wir trafen unsere Wahl schnell. Wir waren vier. Daher einmal Flammkuchen mit Schinken und Käse (8,90 Euro), ein Düssel-Burger (9,50 Euro für mich, für Hasimausi der gesunde Burgsalat (11,90 Euro) und dazu wieder Waffeln mit Sahne und Vanilleeis. Und natürlich neues frisches Müsli und Pilger. Wir waren sehr zufrieden, besonders ich. Endlich sitzen und nicht mehr am sprichwörtlichen „Küchenrand“ diskutieren, ob es Weizen, Roggen oder Gerste ist. Erstens habe ich keine Ahnung, und zweitens ist mein Interesse begrenzt. Warum ein Hopfenfeld interessant wäre. Während wir auf das Essen warteten, spielte sich am Nachbartisch die nächste Szene ab. Vier Damen (65 plus, gut aus dem Department) bestellten neben Kaffee auch Kuchen mit Sahne. Es dauerte eine Weile. Die junge Kraft entschuldigte sich, dass die Sahne geschlagen werden musste. Als der Kuchen mit der Sahne serviert wurde, bemerkte eine der Damen, dass dies Sprühsahne sei und nicht frisch geschlagen. Das ging nicht gut aus, es entwickelte sich fast zu einem Streit. Ein Streit um Sahne. Wunderbar, welche Probleme wir in Deutschland haben. Bevor es eskalierte, sagte eine der Damen unüberlegt, dass sie dann eben so gehen würde. Damit wäre sie jetzt zu blöd. Ich musste an Udo Jürgens denken: „Mathilde, Ottilie, Marie und Liliane, aber bitte mit Sahne.“ Die Komödie am Nachbartisch beruhigte sich schnell. Eine der Damen schlief, eine andere widmete sich ihrem Smartphone, die nächste bestellte etwas aus dem Spirituosenbereich, und die vierte erklärte jetzt zum vierten Mal, dass sie so gehen würde. Ich fand es spannend und unterhaltsam. Unser Essen wurde serviert. Der erste optische Eindruck war sehr gut und überzeugend. Hasimausi hatte noch einmal über die Kalorien nachgedacht. Der servierte Burgsalat mit Putenstreifen veranlasste sie jedoch, hier einen separaten Schlusspunkt zu setzen. Toller Salat, noch überzeugender mit Bratkartoffeln. Obwohl der Salat mit einem Joghurtdressing abgerundet war, handelte es sich insgesamt um eine sehr ordentliche Portion. Dabei stimmte nicht nur die Menge, sondern auch die Qualität war überzeugend. Hasimausi lobte den frischen Salat, wusste aber nicht, warum sie die Bratkartoffeln auf diesem Salatberg lassen sollte. Nun, sie war zufrieden, obwohl sie wahrscheinlich nur ein 250-Kalorien-Gericht wollte. Ich war auch glücklich. Ein ordentlicher Burger mit Spiegelei, Bacon, schönem (Honig?) Sößchen und Süßkartoffel-Pommes. Obwohl es keine kulinarische Offenbarung war, hatte ich das auch nicht erwartet. Eine solide, saubere Küchenleistung. Das bestätigten auch unsere Freunde. Der Flammkuchen war gut, kirschig und ordentlich mit Schinken und Käse zubereitet. Ein Lob gab es auch für die Waffeln mit Eis und Sahne. Während die Sahne offensichtlich nicht aus der Sprühdose kam, wie die am Nachbartisch verweifelten Damen behaupteten. Fazit: Der anfangs lahme Service funktionierte dann ohne Schwächen, flink und freundlich. Das Bier war frisch und kalt, die Atmosphäre war schön und sommerlich entspannt, das Preis-Leistungs-Verhältnis war wirklich gut. Die Küche arbeitet ordentlich und rustikal. Sie versprechen keine kulinarischen Köstlichkeiten. Ein schöner Zielort für die Nachmittagswanderung, wenn man nicht gerade an den Rückweg denkt. Wieder 5 Kilometer und 1/3 steil bergauf. Das Thermometer stieg auf fast 30 Grad. Zu Hause ging es auf die Terrasse. Der Abend wird lange dauern, auch wenn mir die Füße schmerzen."