"In Frankfurt befindet sich die IAA und auch wenn ich es bevorzuge, mit dem Auto zu fahren, bedeutet das für mich, dass ich mein Hotel wieder in der Umgebung suchen muss. Das Alte Brauhaus, ein wunderschön restauriertes Fabrikgebäude direkt an der Hauptstraße des Ortes, sollte heute mein Ziel sein. Nachdem ich die Stufen am Eingang erklommen habe, konnte ich entweder links in einen Gastraum oder rechts in den schmalen Raum gehen. Ich entscheide mich für letzteres. Beim Betreten des schmalen Raumes wurde ich vom jungen Mann hinter der Theke mit einem Kopfnicken begrüßt. Da nur noch ein weiterer Tisch frei war, fragte ich kurz, ob ich diesen nehmen könnte, was mir mit einem weiteren Nicken bestätigt wurde. Es wirkt ziemlich neu und wenn ich es richtig verstanden habe, ist der aktuelle Pächter auch nur für kurze Zeit hier. Die Einrichtung ist in verschiedenen Holztönen gehalten (helle Tische, etwas dunklere Stühle und Balken mit Tischdekoration wurden zurückhaltend gehalten, nur ein Bierkrug mit Besteck und einem schrägen Teller als Untersetzer befinden sich auf dem Tisch. Der junge Mann hat sich nun von seinem Platz hinter der Theke erhoben, bringt mir die Speisekarte und fragt, ob ich etwas zu trinken bestellen möchte, aber ich wollte zuerst die Karte überprüfen. Diese enthält ein paar Vesper, Salate und andere typische Kneipengerichte mit lokalem Einfluss wie Sauerbraten, Rouladen oder Woi'Hinkelsche (Hähnchen in Weinsoße). Vorspeisen oder Desserts finden sich nicht auf der Karte, sondern in einer Vitrine neben der Theke werden Kuchen präsentiert. Am Anfang entschied ich mich für das Brauhausgulasch, das mit Spätzle serviert werden sollte (12,90 €). Dazu sollte es ein helles Bier sein (Braustübl 0,5l 3,50 €). Das Bier wurde dann recht schnell serviert. Normalerweise würde ich keinen separaten Kommentar zu einem alkoholfreien Weizen abgeben, aber dieses (von der Brauerei Braustübl in Darmstadt) war für mich ein echtes Highlight. Leider gibt es nur das Gleiche in der Region. Da die meisten Gäste, die anwesend waren, entweder zum Essen bereit waren oder gerade gegessen hatten, blieb die Wartezeit für mich trotz der Fülle des Raumes ebenfalls in der Schlange. Der Teller mit dem Gulasch wurde mir mit einem "Guten Appetit" serviert und wies auf die Spätzle im Bierkrug hin. Was nun vor mir auf dem Teller lag, weckte und ärgerte mich gleichermaßen. Das Gulasch und die Spätzle sahen wunderbar aus, rochen wunderbar und waren schön angerichtet. Auch dass die Spätzle in einer separaten Schale serviert wurden, fand ich sehr gut. Dass diese Schüssel jedoch in die Mitte der Soße auf dem Teller gestellt wurde, war für mich ein absolutes No-Go. Es wäre besser gewesen, die Spätzle direkt auf dem Teller zu servieren. Das Gulasch bestand aus vielen mageren Stücken Fleisch, die wunderbar zart waren. Die Sauce war schön kräftig und würzig und hatte eine leicht süße Note von der Märchen. Verschiedene würzige Noten wie Wacholder rundeten das Ganze sehr schön ab. Das Gemüse, das hinzugefügt wurde und/oder darüber lag, war noch mit sehr festem Biss gekocht und dann leicht glasiert. Ungewöhnlich, aber letztendlich passend, waren die Radieschen, die als süß zubereitet waren. Die Spätzle haben mich jedoch durch ihre Servierweise, Form und Zubereitung enttäuscht. Auf den ersten Blick waren diese - würde ich sagen - eher wie Spaghetti als wie Spätzle (mein schwäbischer Geschmack litt stark). Sie waren lang, dünn und auch ziemlich weich. Offensichtlich waren sie hausgemacht (in dieser Form gibt es das nicht als Convenience und der Teig war wahrscheinlich viel zu flüssig, da er durch die Presse lief). In Butter hätte ich sie genommen, aber Öl wie die Nudeln in der Küche zu verschütten, geht gar nicht. Als der Service aufräumt und mich fragt, ob ich zufrieden bin, zeigte ich ihr den Ölteppich. Sie schaute in die Schale, sagte "OK, ich sehe es" und wollte es in die Küche bringen. Ich hoffe für die Sonnenblumenölreserven dieser Welt, dass die Küche es akzeptiert. Ich spülte das Ganze mit einem weiteren Weizen herunter, bezahlte problemlos und machte mich leider auf den Weg zum Hotel. Die technische Atmosphäre ist ziemlich gemütlich, ohne dass es verstaubt aussieht. 4-Sterne-Service: Die beiden Servicemitarbeiter wirkten ziemlich unterschiedlich. Im Gegensatz zur jungen Dame, die ihre Sache wirklich gut machte und dabei auch noch gute Laune versprühte, war ihr junger Kollege sehr unsicher. Eine differenziertere Behandlung wäre schön gewesen, aber alles in allem war ich für dieses Restaurant in dieser Kategorie zufrieden, 3,5 Sterne Essen: Ein wirklich gutes Gulasch, mit dem ich nicht gerechnet hätte. Die Spätzle verhindern jedoch eine bessere Bewertung. 3,5 Sterne Sauberkeit: Es war wirklich alles (auch die Sanitäranlagen) top gepflegt. 5 Sterne Preis-Leistungs-Verhältnis: Inzwischen erscheint mir der Unterschied zwischen Restaurants in der Stadt und auf dem Land zu verschwimmen. Ich empfand es weder als zu teuer noch als ein besonderes Schnäppchen. Aber auch mit dem gleichen Preisniveau hätte es mir in Frankfurt ähnlich ergehen können. Letztendlich war ich zufrieden. 4 Sterne Fazit: Der Besuch reiht sich nahtlos in meine bisherigen Erfahrungen im Enzkreis ein. Bisher hatte ich es 2 Mal versucht und 2 Mal Glück mit meiner Wahl gehabt, und auch mit diesem dritten Versuch kann ich bestätigen, dass ich auch dieses Lokal wieder besuchen würde. Ich bestelle hier nicht mehr."