"Wie bereits erwähnt, hat sich während des vermeintlichen Stillstands der letzten Monate viel in der Gastronomielandschaft verändert, und selbst in meiner Heimatstadt habe ich nicht alle Neuerungen gesehen, geschweige denn getestet. Es gibt zwei neue Eröffnungen in Sicht, direkt gegenüber der Straße. Sie sollen sich inhaltlich und konzeptionell nicht konkurrenzieren - aber sie werden wahrgenommen. Das Nostos befindet sich im Schäferhundeverein in einem unspektakulären Gebäude, auf dem wohl passender Charakter haben kann. Die Wachhunde der letzten Jahre habe ich nicht alle in guter Erinnerung. Über dem regulären Tischniveau mit Sparern und Bier wurden die Ansprüche der Gäste selten erfüllt. Nun hat sich an dieser Stelle eine völlig neue Idee etabliert, die mir spontan sehr gut gefällt. Zunächst einmal gratulieren wir zum außergewöhnlichen Namen eines griechischen Restaurants, nachdem man zu oft auf Mykonos, der Akropolis oder in Hellas gewesen ist. Die antiken Griechen unter uns werden Nostos sofort übersetzen können - die anderen können googeln. Zweite Anerkennung für die schlichte, zurückhaltende Einrichtung ohne mediterranen Kitsch und blaue und weiße Inneneinrichtung. Die vorhandene Rostigkeit wurde von den Vorgängern übernommen und nur mit blassen grünen Tavernenstühlen und Tischen bestreut. Die Servicejungs wirken agil, ehrgeizig, obwohl möglicherweise nicht unbedingt vom Thema. Ein Menü im Format DIN-A3 als Tischset breitet sich vor einem aus. Es gibt 98 verschiedene Gerichte. Wenn man sich über die Vielzahl an Variationen und die teilweise überhöhten Preise wundert, wird man am Abend eine Erklärung finden. Es handelt sich tatsächlich um eine griechische Tapas-Bar. Hier kann jeder eine beliebige Speisenfolge zusammenstellen, jederzeit etwas hinzufügen und mit den Mitbewohnern teilen. Nach meinem Geschmack! Das Angebot umfasst eine Vielzahl von Pasten, Salaten, Käse, Fisch- und Fleischspezialitäten, viel Gemüse und Gerichte. Kleiner Scherz mit lokalem Bezug (das Daimler-Werk ist nur wenige Kilometer entfernt): Vorspeiseteller für mehrere Personen mit dem Namen "Mezedes Bens". Bei meinem ersten Besuch wählen mein Begleiter und ich: ölgetränkte schwarze Oliven mit Oregano (2,50 Euro), die in einem schönen grünen Porzellanschiff serviert werden. Baby-Calamari vom Grill (8,60 Euro), reich an lauwarmen und begleitet von cremigen Kichererbsen- und Linsensalat. Köstlich! Ebenfalls ausgezeichnet sind die gegrillten Oktopusarme (13,90 Euro) mit Fava, einer Art Humus aus Erbsen. Interessanterweise verblasst dazu ein leichtes Orangenaroma. Zum Abschluss wird ein Teller Graviera (4,80 Euro) bestellt - ein kretischer Käse, verfeinert mit hellem und schwarzem Sesam und serviert mit Honig. Feine Kombination! Bei meinem zweiten Besuch wähle ich die Keftedakia (5,50 Euro), die nicht weit von den schwäbischen Fleischwürfeln entfernt sind, sowie das klassische Tsatsiki (3,20 Euro), das nach meinem Geschmack ein wenig mehr Würze und Knoblauch vertragen hätte. Als überraschend weitreichend erweist sich die Wahl meines Mitbewohners: Der bisher unbekannte kretische Dakossalat (7,20 Euro) hat für uns die Anmutung von Bruschetta mit Schafskäse, aber das zu knusprige Zwieback-Brot ist nicht jedermanns Sache. Insgesamt kann ein Abend im Nostos so sein wie eine gemütliche lutherische Reise durch ganz Griechenland. Und wenn man auf einer der rustikalen Bänke im Freien Platz nimmt, kann man auch das Training der deutschen Schäferhunde auf der benachbarten Wiese bestaunen. Eine große überdachte Terrasse hinter dem Haus bietet zusätzlichen Platz für größere Gruppen, und hier kann man auch während meines zweiten Besuchs Fußball schauen. Wie für alle Einheimischen im Raum gibt es auch eine gute Erreichbarkeit mit dem Auto (kostenlose Parkplätze), mit der Schönbuchbahn oder dem Bus, für Wanderer, Spaziergänger, Radfahrer. Ich werde bald wiederkommen, denn mir fehlen noch 80 Gerichte, die ich noch nicht auf der Karte überquert habe."