"Da es in letzter Zeit so schön im Nordschwarzwald war (obwohl kulinarisch etwas unterentwickelt, starte ich mit Freunden wieder zu einer eintägigen Expedition: 130 Kilometer Fahrt, 3 Mal Umkehren und 3 Kilometer "Spaziergang" (mehr erlaubt der verstauchte Knöchel des Freundes nicht). Es geht nichts über einen ausgewogenen Urlaubstag. Die Gemeinde Waldachtal, bestehend aus 5 Ortsteilen, ist für mich vor allem in Erinnerung als eine etwas altbackene Rehabilitationsstätte (Leützenhardt) und als primitives Schwarzwald-Schinken-Ziel im Mönchhof-Sägemühle (in Vesperweiler – Nomen est Omen!). Ansonsten gab es immer Rucksackvesper. Die "Alte Post" befindet sich am Eingang von Lützenhardt und macht optisch nicht viel her. Einer der drei Tische auf der Außenterrasse gehört einer lebhaften Frühstückstruppe, die bevorzugt flüssig ist. Der Gastraum im Innern ist an einem Freitagnachmittag leer. Auch wenn die "Alte Post" Übernachtungen und günstige Mehr-Tage-Pakete anbietet, vermute ich, dass hauptsächlich lokale Stammgäste vor Ort sind. Touristen werden wahrscheinlich den attraktiven Hang mit Panoramablick auf diesen eher unspektakulären Standort bevorzugen. Auf der Speisekarte der "Alten Post" finden sich hauptsächlich Fleisch- und Burger-Variationen, inklusive Muzzles, Käse-Parrots, Salate. Wir bestellen die hausgemachten Käseparrots mit Beilagensalat (10,50 Euro), die Schweinelenden mit Spätzle und Salat (14,80 Euro), ein Hefeweizen (3,50 Euro), eine große Cola (3,50 Euro), ein Weißweinschorle (für sehr günstige 2,80 Euro). Und nach 20 Minuten werden die Gerichte serviert. Die zarten Schweinelenden in einer Rahmsauce werden von einem reichhaltigen, kräftig würzigen Spätzle sowie einem bunten und vielfältigen Beilagensalat begleitet. Die hausgemachten Käfer nach Karte sind schön angebraten als Omelette, aber noch fluffig im Inneren. Der Salat besteht aus frischen Zutaten und ist sehr würzig, die Tomaten wirken etwas wässrig (wie so oft in diesem regnerischen Sommer), der trockene Kartoffelsalat ist mit reichlich schwarzem Pfeffer vermengt. Etwas fasziniert von Maggi-Odeur, kann aber auch einfach eine herzhafte Gewürzmischung sein. Ein zweiter Weißweinschorle ist schon vorprogrammiert. Zur Verdauung benötigen wir einen Espresso (2,00 Euro), einen Kaffee (2,10 Euro) und einen Willy (3,50 Euro), der beim Schlendern um den Gaumen herum im Finish bemerkenswert brennt. Alles in allem ein solides und fundiertes Mittagessen, preisgünstig, keine ambitionierte Haute Cuisine, aber ehrlich zubereitet, obwohl etwas Dekoration gut auf dem Teller gelungen wäre. Geschirr und Gläser sind ordentlich und sauber, aber nicht ganz mein persönlicher Geschmack. Ein lustiger Hingucker ist das Schnapsglas in Form eines Miniaturbaumes. Die Toiletten befinden sich seitlich in einem Anbau und sind nicht die neuesten. Zwei Seifenspender sind so locker am Waschbecken im Vorraum platziert, dass sie bei jeder ungeschickten Handwäsche auf den Boden polieren. Ein unnötiger Ärger. Da hier und da Stufen zu überwinden sind, ist der Ort leider nicht barrierefrei. Vor dem Haus gibt es einige kostenlose Parkplätze, die jedoch hauptsächlich von Gästen des nahegelegenen Pizza- und Dönerladens frequentiert werden. So sind die Vorlieben verteilt... Falls man sich nach dem Essen immer noch etwas überschüssige Kraft fühlt, kann man zu den nahegelegenen Breitenbachseen schlendern oder das immer gut besuchte Eiscafé besuchen oder den schweißtreibenden steilen Hang zum Panoramablick erklimmen. Wir wählen letzteres (nicht ohne den Hintergrund der begleitenden Freunde)."
