"Ein dienstlicher Termin verschlug mich an einem Dienstagmittag Mitte September zusammen mit einem Kollegen nach Germersheim zur Kreisverwaltung, wo wir einer vom Ergebnis her recht bescheidenen Sitzung zum Schulbusbetrieb im Kontext der derzeitigen Pandemie beiwohnten. Schon bei unserer Ankunft in der 17er-Straße stießen wir auf gastronomisches Neuland. Unten im Erdgeschoss des „Germersheimer Collini-Centers“ befindet sich quasi neben der KFZ-Zulassungsstelle seit März dieses Jahres ein neues Café, das allein vom äußeren Erscheinungsbild den ziemlich schmucklosen Verwaltungsbau etwas aufwertet. Dem nicht genug. Durch die hohe Fensterfront erhaschten wir einen ersten Blick in das wertig eingerichtete Etablissement, das neben den üblichen Verdächtigen aus der heißen Koffein-Abteilung (Espresso, Latte und Co. auch mit Baguettes, Burgern und Frühstück warb. Für Letzteres war es an diesem Mittag natürlich schon zu spät. Aber so ein kleiner Imbiss sollte nach dem belanglosen Meeting schon drin sein. Mit einem bekennenden Buletten-Buddy im Gefolge, lag der Besuch im etwas ungewöhnlich klingenden Café Yuca quasi auf der Hand. Wie schrieb einst ein auch auf diesem Portal nicht gänzlich unbekannter Ernährungsdemagoge aus dem Vorderen Orient in diversen Pfälzer Magazinen: „Nahrung ist Medizin, in allen Lebenslagen und Situationen…“ Da muss ich dem selbsternannten Mitbegründer des Terzismus (existiert bereits seit 1890! nonchalant beipflichten. In genau solch einer nachmittäglichen Schieflage befanden wir uns nämlich, als uns verheißungsvoll klingende Burger-Versprechen den Weg ins Innere des neuen Lokals wiesen. Dort angekommen, durften wir im noch nahezu leeren Gastraum einen Tisch an der Fensterfront okkupieren. Draußen auf der kleinen Außenterrasse waren leider alle Plätze belegt. Die freundliche junge Dame, die den Service managte, versorgte uns zeitnah mit dem Speise- und Getränkeprogramm. Mineralwasser und Cola light fanden sich kurz darauf glasweise ein. Die Wahl eines geeigneten Mittagssnacks fiel uns nicht schwer. Neben einer übersichtlichen Auswahl an Appetizern (diverse Baguettes, Pommes, Nuggets, Wings, etc. und kleineren Gerichten (Flammkuchen, Panini, Salat , war es vor allem das Burger-Angebot, das wir aufmerksam studierten. Ein halbes Dutzend Varianten des beliebten Globalsnacks standen zur Auswahl. Ergänzt um einen Monatsburger, über den ein Schiefertafelaufsteller auf dem Tisch informierte. Dieser sogenannte „Texas Burger“ (10,00 Euro hatte neben dem obligatorischen, 180g schweren Rindfleisch-Patty noch Bacon, Cheddar, Gurke, Tomaten, Röstzwiebeln, Salat und BBQ-Sauce zwischen seinen beiden Bun-Hälften versteckt. Keine Frage, da half nur zugreifen, denn auch die frittierten Kartoffelstäbchen waren im Preis inbegriffen. Baukästen gibt's bei Hornbach, Hagebau und Co genug. Im Café Yuca bekam ich das Komplettpaket. Mein Kollege, selbst um keine Grillgelegenheit verlegen und seit Jahren unserem Wörther Schlemmerclub als Präsident vorsitzend, beschied sich mit dem „Classic Burger“ (7,80 Euro von der Standardkarte. Er verzichtete auf die wohlfrittierten Kohlenhydratlinge und ergänzte sein burgerliches Mahl mit einem kleinen gemischten Salat (3,50 Euro , den er sich mit Joghurt-Dressing anmachen ließ. In der Zwischenzeit begutachteten wir die Szenerie in und um das Café. Ich schoss ein paar Bilder und musste gleich meinen GG-Ausweis zücken, da es den Küchenchef, der nebenbei auch das Bargeschäft mitbetreute, doch stark wunderte, wieso einer der beiden Herren am Tisch seine Handykamera inflationär oft bediente. Vor allem das Abfotografieren der Speisenkarte – bei neuen Läden eine unangenehme Pflichtaufgabe, da sie meist noch keinen Speisenzettel online haben – machte ihn stutzig. Wir klärten die Sache dann im lockeren Plausch auf. Die Freude über einen Bericht war dem mit Kappe und Schürze ausgestatteten „Yuca-Mann“ anzusehen. Dass er über zwei Monate auf ihn würde warten müssen, war da noch nicht abzusehen. Ich muss gestehen, dass mir das Interieur des Ladens ganz gut gefiel. Da wurde nicht mit zeitgemäßer Retro-Optik gegeizt. Allein die Kugelleuchten über dem Tresen und die freibaumelnden Pendelbirnen waren echte Hingucker. Die schwarzgeflieste Wand hinter dem Ausschankbereich brachte ein wenig Pariser Bistrot-Glanz in die ehemalige Garnisonsstadt am Rhein. Barbereich mit Bistro-Charme Dem dunklen Grundton des Gastraumes passten sich auch die bequemen Vollpolsterstühle mit komfortabler Armlehne an. Für etwas mehr Kontrast sorgten da die hellen Tischplatten des übrigen Bistromobiliars. Die Verlängerung des Tresens entlang der Fensterfront war mit entsprechenden Barsesseln ausgestattet. Für einen Kaffee mit Ausblick sicherlich der erste Platz am Platz. Insgesamt machte das Innere des Cafés einen äußerst aufgeräumten und sehr sauberen Eindruck. Innenansicht Gastraum Dass man zum Erreichen der Toiletten an der Ausgabestelle der KFZ-Kennzeichen vorbeilaufen musste, empfand ich als nicht weiter schlimm. Man nutzt hier die Ressourcen des Gebäudes der Kreisverwaltung eben mit. Prinzipiell ja keine schlechte Idee. Unsere Burger wurden serviert. Mein Kollege hatte sich für die durchgebratene Bulette entschieden, ich dagegen mochte sie lieber medium. Alles kein Problem im Café Yuca. Bei beiden Burgern wurde der Gargrad des Fleisches optimal getroffen. Die knusprigen Fritten lagen gut gewürzt auf der hübschen Keramik. Ein brauchbares Steakmesser steckte mit der Klinge nach unten im Bun, so dass nur noch sein Schaft herauslugte. Vorne Texas, hinten Classic! Mein Kollege hatte sich ja statt der Pommes für die Salatbeilage entschieden. Er fand das frische Blattwerk samt Tomaten- bzw. Gurkenbeigabe in Ordnung. Mir wäre es etwas zu viel des guten Joghurt-Dressings gewesen, aber manche lieben’s süffig. Salat mit üppigem Dressing Alter Helge, fiel mein Texas-Burger saftig aus (als hätte ihn Doc Snyder selbst gebraten… . Cremiger Cheddar, krosser Bacon und eine hausgemachte BBQ-Sauce vermochten das 180g schwere, medium gebratene Power-Patty in den kulinarischen Streetfood-Olymp zu hieven. Der Texas-Burger Der Texas-Burger im Anschnitt Das kriegt man auch aus dem Foodtruck seines Vertrauens nicht besser zwischen die glutenfreien Buns geklemmt. Apropos Buns: die waren fantastisch fluffig und scheinbar von einem Bäcker mit Brioche-Erfahrung aus dem Ofen geholt worden. Natürlich wurden diese vor Ort nur noch kurz aufgebacken. Aber auch gute Aufbackware kann schmecken. Dem stimmte mein Gegenüber anerkennend zu. Er lobte seine Classic-Version in höchsten Tönen und bereute den Spontanbesuch im Germersheimer Burgerbüro keine Sekunde lang. Der Classic-Burger Ohne Frage, diese wohlgeschichteten, von frischen Zutaten kündenden Saftpakete waren absolut unerwartete Volltreffer an diesem gebrauchten Dienstagnachmittag. Nach der wenig erhellenden Sitzung zuvor, retteten sie uns förmlich den selbigen. Das Café Yuca ist jedenfalls vorgemerkt, sollten wir mal wieder dienstlich in der mittlerweile recht schmucken Festungsstadt am Rhein – es wurde hier in den letzten Jahren sehr viel getan – weilen. Ich hoffe, dass das engagierte Yuca-Team irgendwie durch diese Krise kommt. Eine solche Qualität sollte sich doch auch beim „take-away“ bzw. Lieferservice durchsetzen. Ich drück jedenfalls ganz fest die Daumen."