"Eigentlich bin ich Stammgast an einem monatlichen Stammtisch mit ehemaligen Kolleginnen und auch außer der Reihe lasse ich mich dort gerne sehen. Das Personal ist freundlich und das Essen schmeckt.Doch leider hat der Geschäftsführer überhaupt kein Geld. Seit vielen Jahren versteckt er sich hinter fadenscheinigen Ausreden und sträubt sich, eine Behindertentoilette einzubauen. Außer Geld fehlt wohl Interesse und ein Plan. Immer wieder versteckt er sich hinter Ausreden,wie: Er müsste es nicht machen, bei einem Neubau wäre es ja Pflicht, aber er hätte so was wie Bestandsschutz. Ich meine, es ist nichts leichter als in diesem denkmalgeschützten Haus eine behindertengerechte Toilette zu bauen.Gerne würde ich die Planung übernehmen, wenn ich den Grundriss hätte.Aus der Herrentoilette kann man leicht eine Unisextoilette für Behinderte umbauen.So weit so schlecht.Im März 2015 waren wir zu einem 80. Geburtstag in den Lindengarten geladen.Längst sind die Zeiten vorbei, als ich noch mit zwei Gehhilfen den Weg vom Parkplatz, der übrigens nicht einen Behindertenstellplatz hat, in das Restaurant schaffte. So quälte sich nun meine Frau mit mir im Rollstuhl und sperrigem Gepäck bis vor die Tür und über die Stolperschwelle durch den Vorraum.Freundlicherweise sprang uns sofort eine blutjunge Angestellte entgegen und hielt die Tür auf.Was dann folgte war unschön. 4 bis 5 Mitarbeiterinnen samt Chef standen Spalier und begrüßten uns freundlich. Niemand nahm Kenntnis davon, wie wir uns an den Tischen vorbei durch einen engen Gang quälten, meine Frau schob mich vor sich her und verlor dabei fast den Präsentkorb. Eine Situation, wie wenn die Frau mit 2 schweren Eimern aus dem Kohlenkeller kommt und der Ehemann ihr freundlich die Tür aufhält.Kam wirklich niemand auf die Idee, ihr den Korb abzunehmen?Für viele Kraftfahrer gibt es ein Fahrsicherheitstraining, für die Crew des Lindengartens wünsche ich mir einen Tag im Rollstuhl und einen freien Tag danach zum nachdenken.ProstNatürlich habt Ihr Recht, ich muss da nicht wieder hin."
