"Wir erinnern uns: Im Jahr 2002 waren die Landesgartenschau Baden-Württemberg und der Scharnhauser Park gut bekannt. Wer schon lange nicht mehr vor Ort war (so wie ich), wird bei einem neuen Besuch nicht schlecht überrascht sein: Der ehemals großzügige Freiraum ist jetzt umfangreich bebaut, sogar als ökologisches Modellsiedlung. Scharnhauser Park wird seit 2006 als Stadtteil von Ostfildern angesehen. Am unteren Ende der langgezogenen Landschaftsterrasse liegt die "Alte Wache" in einem historisch anmutenden Gebäude mit auffälligem Walm-Kap. Das Gelände war wahrscheinlich eine der örtlichen Kasernen (jetzt: Nellingen Barracks). Kürzlich war ich zu einem Geschäftsmittagessen zu Gast. Man kann sehr angenehm mit der Straßenbahn U7 oder U8 bis zur Haltestelle Kreuzbrunnen fahren und dann über die Straße gehen. Und das einzigartige Gelände mit Blick auf die landenden Flugzeuge des Flughafens Echterdingen lädt zu einem Verdauungsspaziergang nach dem Abendessen ein. Das Gebäude der Alten Wache macht einen einladenden, sicheren Eindruck mit hübschen silbergrauen Fensterläden. Im Sommer kann man sehr schön draußen sitzen, wovon die große Terrasse und die attraktiven Gartenmöbel auch im Winter zeugen. Leider hatten wir nicht reserviert und stießen sofort beim Betreten auf eine wahre Wand von Reservierungsschildern an den Tischen (dieser überraschende Eindruck klärte sich später auf: Am frühen Nachmittag traf sich eine umfangreiche Gesellschaft, für die etwa drei Viertel des gesamten Restaurantbereichs vorbestellt waren. Wir wurden beim Betreten sofort von einer Servicekraft begrüßt und sofort an einem kleinen Tisch im Eingangsbereich "geparkt". Dort schien es laut und gnädig und etwas ungemütlich. Nur durch hartnäckige Nachfrage meines Kollegen konnten wir in eine ruhigere Ecke wechseln. Die Aussage der Service-Dame, dass sie uns zuerst den "beliebtesten Platz" angeboten habe, erschien mir etwas kühn. Das Restaurant ist im Grunde genommen hell und freundlich, mit dunklen Holzakzenten und sehr angenehmem Licht. Der steile Ausgang zu den Toiletten ist jedoch etwas knapp. Auch die Lage der Garderobe ist etwas ungünstig, da sie sich direkt am Eingang zur Küche befindet - hier kann man schon mal mit einer stürmischen Servicekraft kollidieren. Der Betrieb ist außerordentlich aufgeweckt, ist irgendwie unter Strom und erweist sich als verbal überzeugend. Man spürt auch, dass das Publikum fast ausschließlich aus Stammgästen rekrutiert wurde, so viele persönliche Ansprachen gab es. Sowohl die Speise- als auch die Getränkekarte zeigen eine aktuelle Auswahl modern interpretierter Klassiker mit durchaus mediterranem Einfluss oder sogar italienischer Interpretation. Sehr beliebt ist das jeweilige Mittagsangebot, das entweder solo als Gericht oder als Menü mit Tagessuppe oder kleinem Salat bestellt werden kann (dann komplett für 9,80 Euro). Mein Kollege wählte das Schweinerückensteak mit Rosmarin-Gestellen. Die Brokkolisahne-Suppe vorweg war so kräftig-sahnig und rezent gewürzt. Ein Brotkorb mit hellem italienischem Weißbrot und einfacher Butter wurde als Gruß aus der Küche serviert. Mein Kollege war begeistert von den aromatischen Kartoffelameisen sowie dem Schweinesteak, das mit dunklen, würzigen Paprikastreifen verfeinert war (schon fast balkanisch!). Meine Käsewürste wurden überraschend von der Ally und verspielt präsentiert Schwabenländle-Variante abgehoben. Sie waren sehr scharf in der Pfanne und hatten das Aussehen und den Geschmack eines Omeletts. Die Portion für 9,50 Euro war sehr großzügig und außergewöhnlich gut sättigend. Bei meinem nächsten Besuch möchte ich gerne solche wunderbaren Kreationen wie den Filderkraut-Hackfleisch-Strudel für 7,80 Euro oder den Burrato auf sizilianischem Ofengemüse für 10,80 Euro probieren. Oder das Carpaccio von bunten Betten und Blattspinat. Auf jeden Fall verdient der Koch ein ganz besonderes Lob für seine originellen, modernen, nährstoffreichen und optisch einfallsreichen Gerichte. Die Weinkarte beeindruckt mit einer Auswahl an gepflegten charakteristischen Weinen, auch aus der Region. Die Flasche Riesling vom Weingut Jürgen Ellwanger für 17,50 Euro ist ebenfalls sehr günstig. Zum Abendessen wählten wir jedoch eine frische Cola, die freundlicherweise in zwei verschiedenen Größen angeboten wurde (0,3 und 0,5 Liter - leider beide Male für meinen Geschmack etwas zu kalt serviert. Wenn man Wünsche äußert und Fragen stellt, sollte man hier komplett offen und direkt kommunizieren, dann wird man auf der Service-Seite mit Offenheit und Selbstbewusstsein konfrontiert. Als die umfangreiche Trauergemeinde später eintraf, bewiesen die beiden Servicekräfte große Nervenstärke und Souveränität. Wir wurden sehr schnell und zuvorkommend bedient. Ein wenig bedauerlich ist die Tatsache, dass es keinen separaten Raum für größere Gruppen gibt. Leider ist der Lärm nicht mehr gut für einen sensibleren Geist."