"...ist nicht gerade eine Ausgeburt an üppigem Leben, insbesondere im gastronomischen Bereich! Gebucht hatte meine Frau das Hotel und Restaurant Gasthaus Hirsch und wir wussten schon, dort können wir nicht speisen. Montags war die Küche geschlossen. Also checkten wir dort erst einmal ein und brachten uns nach weiteren 25 Kilometern von Neuweier/ Umweg bis eben nach Kappelrodeck zurück in einen Zustand, der es erlauben würde, zum Abendessen ein Restaurant zu betreten. Eine Frage bei den Betreibern des Hirsch nach einer Einkehrmöglichkeit wurde mit Schulterzucken beantwortet, sowie einem Hinweis: vielleicht die Linde ein paar hundert Meter die Hauptstraße hinauf? . Weit laufen wollten wir nicht mehr, ein Taxi zu ordern hatten wir aber auch keine Lust mehr. Beim Weg zum Hirsch hatten wir schon gesehen, dass die Linde geöffnet hatte. Hunger machte sich bemerkbar und so sahen wir uns an, zuckten auch die Schultern und gingen ohne große Erwartungen hin. Elektronisch findet die Linde noch nicht statt, man hat aber eine Telefonnummer, und so war Recherche im Vorfeld schwierig. Vor dem Haus aber eine große Gruppe junger Menschen beim Bier, so schlecht konnte es nicht sein, wenn die kommen. Also hinein in die Gaststube und wieder befanden wir uns mitten im badischen Gaststubenbarock. Erst einmal war ein lecker Bierchen von größter Dringlichkeit. Ketterer sind Netterer und haben dann auch keinen Durst mehr. und das zweite kam ungefragt sofort nach leeren des ersten Glas Bier an den Tisch. Auch Kappelrodeck ist Weinbau Ort und von Weinbergen umgeben. Ansässig dort das Weingut Hex vom Dasenstein , was sich selbstverständlich in der Weinkarte der Linde wiederfand. Ach wäre es schön, wenn bei uns im Münsterland auch in jedem Gasthof so schöne Weinkarten auslägen. Die Hexe vom Dasenstein braut in ihren Zaubertöpfen verlockende Tropfen. Für uns sollte es ein im Barrique ausgebauter Spätburgunder sein, der Abend war usselig regnerisch und verleitete nicht zu einem Weißwein. Gute Rotweingläser kamen mit dem Wein an den Tisch, es wurde geöffnet und Frau verkostete den sattroten Tropfen. Nicken, lächeln, gute Wahl! Nun durfte ich auch probieren. Fein, ein eleganter, nicht zu taniniger, typischer Spätburgunder. Vorweg teilten wir uns einen Wurstsalat, wieder sowas Südwestdeutsches in Reinkultur. Einfach weil wir Hunger hatten und uns auf was handfestes freuten, dazu reichte die Dame im Service ein sehr gutes Sauerteigbrot. Wohlig streckten wir die müden Füße unter dem Tisch aus und ließen uns von Wein und Heizung aufwärmen. Zu den Hauptspeisen wieder der unvermeidliche Beilagensalat. Wieder ohne Kartoffelsalat! Aber ansonsten lecker und frisch zubereitet. Dill und Essig mögen die Badener beim Gurkensalat in sehr hoher Dosis. Bei den Hauptgerichten gingen wir getrennte Wege. Für meine Frau ein Kalbsschnitzel. Auch das kam ohne großes Beiwerk an den Tisch, wie bei mir am vorherigen Abend. Optisch machte das nicht so einen guten Eindruck auf mich. Etwas dunkel, die Panade sehr gleichmäßig, ich habe den Verdacht, dass das nicht selbst geklopft und paniert wurde. Meine Frau äußerte aber keine Klage über das Gericht. Auch für mich Fleisch, ein Rib Eye Steak. Auch das kam pur an den Tisch, ein bisschen Kräuterbutter und ein bisschen Bratenfond, dass war es dann mit dem dekorativem Aufwand. Gargrad medium war aber gut getroffen. Zart war das Fleisch, gut gereift. Ich hatte keinerlei Grund mich über das Gericht zu beklagen. Beilage für uns Beide zu den beiden Gerichten ein dicker Pott Pommes. Kann man ja auch mal essen. Die Linde ist ein bodenständiger Dorf-Kleinstadtgasthof, und bietet keine kreative, ausschließlich frische Karte an. Man kocht günstiges Essen für einen Gast, der wahrscheinlich auch nicht mehr verlangt. Im Rahmen dieses eigenen Anspruchs hatte die Küche ihren Job ordentlich gemacht. Und der einzelne Koch in der Küche wurde an unserem Abend förmlich mit Speisebestellungen erschlagen, was dazu führte dass eiligst eine Aushilfe angerufen und einbestellt wurde, weil sich die Gaststube bis auf den letzten Platz füllte. Ich verstehe einfach nicht, warum man in Wirtekreisen sowas in einem kleinen touristisch geprägten Ort nicht besser koordiniert und vermeidet, dass nur ein Gasthof geöffnet hat an einem Abend. Der Service in Form der einzelnen älteren Dame, ich vermute die Wirtin des Hauses, war anfangs etwas brummelig zu den offensichtlich fremdländischen Besuchern am Tisch, aber nachdem wir einen der teuersten Weine (36 EUR) der Karte orderten, änderte sich ihre Laune zum Besseren. Der Service an sich war dann tadellos. Fazit: Wie schon beschrieben, die Linde will keine gehobene Küche bieten. Man ist das Gasthaus für den Gast, der einfaches Essen zum angemessen günstigen Preis essen möchte. Das ist nicht unbedingt das was Frau und Herr Carsten1972 kulinarisch in der Fremde suchen, aber im Rahmen dessen war das gebotene völlig okay. Und wir wahrten uns die Gelegenheit, uns kulinarisch noch zu steigern."