"Die Speisekarte ist äußerst umfangreich und versucht, es jedem recht zu machen. Ob dies der richtige Weg ist, sei dahingestellt. Liegen die Vorzüge vielleicht eher bei wenigen perfekten Gerichten als bei vielen, die nicht überzeugen? Ich habe getestet, ob auch Gerichte außerhalb der Karte möglich sind. Nach einer zögerlichen Antwort und Rückfrage in der Küche konnte ich doch eine Vorspeisen-Portion Spargel bestellen. In der heutigen Zeit sollte es keine Frage mehr sein, ob die Sonderwünsche der Gäste erfüllt werden können.
Geschmacklich war der Spargel sehr gut, mit Biss, und auch die Sauce Hollandaise war tadellos. Für das Hauptgericht entschied ich mich für ein 300g Steak aus Argentinien, dazu Bratkartoffeln, Pfifferlinge und Kräuterbutter (insgesamt weit über 30€). Mein Bekannter bestellte ebenfalls ein Steak mit Champignons. Wir hatten der Kellnerin mehrfach mitgeteilt, dass wir die Steaks zwischen englisch und medium gegart haben wollten.
Den im Preis enthaltenen Salat auf Kantinenniveau haben wir nicht angerührt – hier sollte das Motto „Richtig oder gar nicht“ befolgt werden. Und auf diesen Salat kann man wirklich verzichten. Immerhin trug eine Servicekraft ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Hulda… Steakhaus“, was auf grenzenlosen Steak-Genuss hoffen ließ.
Die Zubereitungszeit war in Ordnung, mein Steak lag auf einem sehr heißen kleinen Teller, der wiederum auf einem großen Teller über einer Serviette stand. Bratkartoffeln und Pfifferlinge wurden separat serviert. Diese Servierform war ungünstig, da ich, ohne mir die Finger zu verbrennen, nicht den kleinen Teller anheben konnte und aufgrund der Serviette unter dem kleinen Teller auch nicht einfach das Steak auf den großen Teller ziehen konnte. Also blieb ich bei dem Ort, wo all die Komponenten lagen, und aß so.
Das Steak war geschmacklich ausgezeichnet und zart, jedoch stellte sich heraus, dass es nicht einmal medium, sondern eher durchgegart war – ein absolutes No-Go für ein selbsternanntes Steakhaus. Das Steak meines Bekannten war hingegen, wie bestellt, zwischen englisch und medium gegart. Die Bratkartoffeln waren akzeptabel, mussten aber etwas nachgewürzt werden. Die Pfifferlinge (logischerweise Tiefkühlware) waren weniger gelungen, da die Konsistenz eher glitschig und weich war. Man sollte Pfifferlinge eben nur zur Pfifferlingszeit essen.
Nach dem Essen bestellte ich mir einen doppelten Espresso, der geschmacklich jedoch nicht überzeugen konnte. Die bestellten Biere waren gut temperiert, die Gläser sauber und einwandfrei. Auch die vier bestellten Slivovitz schmeckten und waren erstaunlich günstig. Im Verlauf des Abends (Freitag) verließen immer mehr Gäste das Lokal, und gegen 22 Uhr waren wir die letzten Gäste. Wenn man einen Besuch plant, sollte man die Öffnungszeiten im Blick haben… Wenn das Personal anfängt zu putzen und die Beleuchtung auszuschalten, wird einem deutlich gemacht, dass es Zeit ist zu gehen.
Die Rechnung für zwei Personen betrug etwa 120€. Insgesamt war es akzeptabel, aber mit Abstrichen. Für mich war ein Besuch ausreichend."