"Wir bestellten eine Tomatensuppe und eine Minestrone sowie Spaghetti Carbonara in echter italienischer Art (also nur mit Ei und ohne die schreckliche deutsche Sahnesauce) sowie Penne mit Kalbbolognese. Beim Wein wollten wir den Hauswein probieren, was total schiefging – er schmeckte wie Retsina aus dem Eichenfass. Wir ließen ihn zurückgehen und wählten einen offenen Salento Bianco, leider auch hier eine große Enttäuschung: Irgendwo waren ein paar geschmackliche Holzimitate dabei. Trotz alledem tranken wir tapfer weiter, wir wollten nicht schon wieder nörgeln.
Die beiden Vorspeisen waren jedoch sehr gut, die Tomatensuppe schön sämig und die Minestrone sehr schmackhaft. Trotz der Wein-Enttäuschung wuchs unsere Vorfreude auf das nächste Gericht. Dann kamen unsere beiden Hauptgerichte: Der Teller war bis zum Rand voll, vermutlich mit mindestens 200 bis 250 Gramm Nudeln! Wer soll das denn alles essen und es dann auch noch schön finden, so vollgestopft zu werden? Die beiden Gerichte schmeckten zwar gut, aber nach der Hälfte der Portion gaben wir auf. Wir schauten uns um, auch an den anderen Tischen hatten die Gäste ähnlich volle Teller!
Ein Dessert war beim besten Willen nicht mehr drin, aber vielleicht nach der Weinenttäuschung noch ein Glas offenen Weißwein? Leider war auch das daneben: Der offene Pinot Grigio war so geschmacklos, dass wir die Rechnung bestellten – wir hatten einfach genug. Auf Nachfrage erklärte der Sohn des Inhabers, dass der in der Küche arbeitende Bruder an diesem Tag wohl zu viel auf die Teller getan habe, normalerweise seien 150 Gramm Nudeln die Maßgabe. In Ordnung, wenn das so ist... Aber warum gibt es dann so riesige Fleischportionen, die heutzutage niemand mehr möchte? Uns schien das eher eine Frage der Küchenphilosophie zu sein.
Das Publikum im Restaurant bestand aus vielen jungen Familien mit kleinen Kindern, alles sehr sympathisch. Wir hatten uns auf einen netten Abend beim Italiener gefreut, aber die Wein- und Portionsmengen werden uns so schnell nicht wieder dorthin bringen. Das Lokal befindet sich noch in der Anfangsphase seiner neuen Lage. Es bleibt zu hoffen, dass die Familie Chiriciello einige Punkte ihrer Restaurant-Philosophie überdenkt."