"Keine Frage, das gute alte Restaurant Heerwiese ist nach der Renovierung und allerhand wirtschaftlichen Schwierigkeiten in der Neuzeit angekommen. Das Ambiente ist stimmig, modern und doch sehr gemütlich, alles strahlt eine gewisse Wärme und Behaglichkeit aus, ohne aufdringlich zu sein, helle Räume, gedeckte Farben und die heute leider unvermeidlichen Hochstühle zum Essen gibt es natürlich auch.Die Karte ist tatsächlich relativ übersichtlich und hat sich - und hier kommt der erste Kritikpunkt - seit unserem Besuch vor einem halben Jahr nicht verändert, hier müsste doch der Koch von Zeit zu Zeit saisonal überarbeiten. Gut, es gab jetzt 2 "Tagesgerichte" zusätzlich. Man versucht sich wohl ein bisschen darin, Lüdenscheider Traditionsgerichte (Krüstchen....) mit mediterranen AKzenten (Zander mit Aniséesauce, Pinienkern-Spinat und Triganoreis oder "mediterranes Gemüse" (hört sich ja immer gut an...), Riesengarnelen in Olivenöl, Hähnchenbrust mit Schafskäse und Rucolagnocchi) zu verbinden. Die Preise dürfen dann für Lüdenscheider Verhältnisse schon auch mal ein bisschen höher sein (Zander 19,90; Pfeffersteak 25,90). Auch der Vegetarier wird nicht vergessen.Die Bedienung ist aufmerksam und freundlich, die Weinkarte ist vordergründig ausführlich, wobei ein Hauptaugenmerk offensichtlich auf Spanien und Deutschland liegt. Unverständlich, warum kein italienischer Wein offen ist, dafür gleich 2 spanische (ein halbtrockener) Rote. Der Gruß aus der Küche bestand aus sehr hübsch angerichteten "großen Löffeln" von Lachstatar, was einen schönen Designflash zu Beginn darstellte. Warum man genau 2 Baguette-Stückchen in das Körbchen gelegt hatte, erschloss sich nicht recht. Minimalismus? Sparsamkeit? So wurde das gut gemeinte Vorhaben vom abgezählten Brot gebrochen.Das Essen dauerte seine Zeit, wir haben von der Bestellung etwa 40 Minuten gemessen, eigentlich über dem Level. Das Lokal war im hineren Teil zwar mit einer Gesellschaft gut gefüllt, aber im vorderen Bereich waren doch einige Tische frei. Arbeitet man in der Küche am Rand der Kapazität?Wir bestellten die Saisonempfehlung Skrei mit Nordseekrabben, Rote Beete und Rosmarinkartoffeln mit Salat der Saison und das Krüstchen.Beide Gerichte machten auf den ersten Blick einen guten Eindruck, hübsch dekoriert, auf den zweiten Blick aber war doch eine gewisse Enttäuschung spürbar. Das Krüstchen war viel zu dick, dadurch relativ zäh und die Portion war auch eher klein, dafür waren die Pommes Frites sehr fluffig und saftig, aber ordentlich salzig. Der Skrei war sehr stark meliert und schwamm in Öl, so dass der ganze Fischgeschmack verschwunden war und das feste leckere Fleisch seine Aromen nicht entfalten konnte. Am meisten aber fiel auf, wie versucht wird, einen gewissen Minimialismus, den man sich vielleicht bei der Nouvelle Cuisine abgeschaut hat, auf den Teller zu bringen. Die Rote Beete war derartig kleingeschnitten, dass sie auf dem gebratenen Fisch kaum zu erkennen war und offen gesagt, es war eine Mikroportion, ich würde sagen, vielleicht eine oder maximal zwei zerhackte Scheibchen von Rote Beete, Geschmacksentfaltung "Null". Auch die Krabben - irgendwo auch über dem Fisch angebracht, von der Portionsgröße eines Teelöffels - sehr marginal und ebenfalls ohne ein Geschmacksplus auf dem öligen Teller. Alles in allem sehr sehr schade. Etwas besser gelangen die Rosmarinkartoffeln und viel besser der Salat mit frischem Joghurtdressing in einer nach vorn offenen halbrunden Schale hübsch designt.Ich bin kein großer Esser, brauche keine Riesenportion, aber es passiert mir nicht oft, dass ich nicht satt werde, hier aber schon.Leider gab es auch einen Patzer bei der Weinbestellung. Die freundliche Bedienung brachte - trotz deutlicher Bestellung des "trockenen" Tempranillos - den .... halbtrockenen. Das kann passieren, aber in einem anspruchsvollen Lokal sollten doch die Mitarbeiter geschult werden, bevor sie den Gast bedienen. Sie entschuldigte sich sehr nett, keine Frage, brachte dann aber .... abgestandenen Wein. Wir konnten das sehr gut differenzieren, denn eine Karaffe war von einer frisch aufgemachten, der andere von einer schon länger im Lokal an der Bar stehenden Flasche entnommen und das Bouqet war sehr muffig.Erneut ein Minuspunkt. Wir liessen es dann aber dabei, um das nette Mädel nicht weiter zu kompromittieren, müssen aber bei Herrn Kaufmann doch dringend Nachbesserungen anmahnen.So bleibt das Fazit: das Ambiente passt, die Ansätze bei der Karte sind positiv - die Qualität aber muss dringend nachgebessert werden."