"Samstagnachmittag in meiner alten Heimat und kurz vor Ostern – da gibt es eine klare Sache: Ohne Frankfurter Grüne Sauce geht gar nichts. Nach dem obligatorischen Abstecher in die Kleinmarkthalle geht es direkt zur Germania, durch das große Tor und in den Innenhof, wo man im Sommer draußen sitzen kann, hinein in die Werdschaffd. Dort bleibt genug Zeit, um sich umzusehen, unklar ist nur, wann genau – selbst meine Großeltern würden hier alles wiedererkennen: ein typisches, rustikales Ambiente mit dunklen, holzvertäfelten Wänden, Garderobenhaken, braun beschichteten Holzbänken und Tischen mit Resopal-Charme, ein paar schlanke Dekorationen auf einem runden Tablett. Chic oder stilvoll ist anders, aber alles ist sauber, hinter der schlanken Theke befindet sich eine offene Tür zur Küche, was ein bisschen das Motto zu sein scheint: Was du siehst, ist was du bekommst (ein Video auf der Homepage vermittelt einen eindrucksvollen Eindruck). Keine falschen Versprechen, alles ist solide. Viele Tische sind nicht besetzt, drei oder vier haben Gäste und wir dürfen uns frei einen Platz aussuchen. Der einzige Tourist ist mein Mann, und er ist beeindruckt. Auf jedem Tisch liegt eine Karte mit ziemlich vielen Klassikern der Frankfurter Küche, und die Gerichte, die nicht darauf stehen, sind auf Tafeln an der Wand aufgeführt: Natürlich viele Gerichte mit grüner Sauce, Rippchen, „Ragouts“ mit Kräutern, Rumpsteak, das ist mit 15,90 € das teuerste Gericht auf der Karte, Leber- und Blutwürste, Frankfurter Schlachtplatte, aber auch Hausfrauen- Eier und Braten. Beim bloßen Lesen der Karte fühle ich mich nicht älter als 10. Was man Gott sei Dank nicht missen möchte, ist der Ebbelwoi, der hier immer noch nach meinem Wissen für 1,80 € pro 0,3 l für Erwachsene serviert wird. Es gibt auch Coca-Cola (auch light), Fanta und Wasser. Nach süßen Spritzern sollte man besser nicht fragen... Einige Dinge sind vorhersehbar, ich nehme die Rühreier, mein Mann das Rinderbruststück und wir bestellen uns jeder einen Schuss. Der Wirt ist ebbelwoiwirtuntypisch freundlich. Aber das ist wirklich das einzige, was nicht authentisch ist: Der Kellner kommt schnell und ist großartig. Nach einer kurzen Wartezeit, die frische Zubereitung signalisiert, kommt auch das Essen. Ein kleines Malheur: Mein Mann hat die Salzkartoffeln auf dem Teller verloren, aber es gibt trotzdem einen extra Teller mit den Bratkartoffeln. Vor mir ein Teller Frankfurter Grie Soß, die grüne Sauce ist genau so, wie sie sein sollte, die Eier haben einen kleinen dunklen Rand, sind aber gut, die extra servierten Bratkartoffeln sind hervorragend, nicht zu dunkel, nicht zu fettig, mit angenehmen Röstspuren. Schließlich darf ich trotz konzentriertem Verzehr erkennen, dass die Rinderbrust zart ist. Hochzufrieden leeren wir jedes Glas Nummer zwei und sind uns einig, gerne jederzeit wiederzukommen. Schade nur, dass der Weg so weit ist..."