"Wer im Hamburger Hafen der Vielfalt portugiesischer Restaurants entrinnen will, tut sich richtig schwer. Und so führt der Weg fast zwangsläufig in die Dietmar-Koel-Straße Nr. 8, in das „Ciao Ana“, das sich sowohl dem Namen nach als auch der Karte und der Sprachgewohnheit der Servicekräfte nach einen italienischen Anspruch gibt. Wer früh genug am Abend erscheint, hat gemeinhin auch kein Problem, einen Tisch zu bekommen. Wir hatten sogar das Glück, neben dem Eingang an einem geöffneten Flügelfenster sitzen und dem Treiben im Freien zusehen zu können. Der Ober, der bereit war, sich mit uns italienisch zu unterhalten war nett und relativ flink. So konnten wir auch ohne Wartezeiten bestellen. Madame wählte einen gemischten Salat als Vorspeise, der frisch und knackig war, aber vielleicht etwas feinblättriger hätte sein können. Danach Kalbsleber mit Salbei. Die Leber sehr gut gebraten, in der Menge vielleicht für gute Esser etwas knapp bemessen, dafür gab es umso mehr Kartoffeln und Brokkoli, der Salbei in der Sauce etwas arg durchfeuchtet. Insgesamt ordentlich, doch sollte die Küche auch auf das Äußere achten und die Tellerränder abwischen, wenn mit der Sauce gekleckst wurde. Ich bekam eine richtig wohlschmeckende Calzone, die auf Wunsch mit Kapern gefüttert wurde, wenigen zwar aber immerhin. Das erbetene Olio picante war wirklich pikant, was keineswegs selbstverständlich ist. Also war nichts auszusetzen sondern Lob angebracht. Der Hauswein war ordentlich. Eine kleine Unstimmigkeit bei der Bestellung wurde mit der Rechnung ausgeglichen, so dass der Abend eigentlich angenehm verlief. Doch da war noch etwas, also zurück! Zum Essen wurde natürlich auch Mineralwasser bestellt. Und nun erklärte sich vielleicht, warum mehrfach während des Abends offenbar Mitarbeiter aus dem gegenüberliegenden portugiesischen Restaurant mit Plastikkörben die Straße kreuzten, um in Richtung “Ciao Ana“ zu eilen. Ein Blick auf die Wasserflasche und siehe da, da stand nicht etwa Bismarckquelle oder San Pellegrino, sondern „Carvalhelhos“. Das Wasser schmeckte erstens wie eingeschlafenen Füße und Wasser wirklich quer durch Europa zu schaffen, ist ein Schlag ins Kontor jedes Menschen, der sich bemüht, umweltgerecht zu denken und zu leben. Das gilt natürlich auch für das oben erwähnte San Pellegrino. Der Ober, darauf angesprochen, meinte lapidar, der Inhaber sei eben Portugiese – womit sich der Kreis wieder schließt. Du entfliehest ihnen nicht im Portugiesenviertel...."