"Für mich ist das „da unten“. „Unten“ ist Tübingen an der Neckarbrücke, eine Ecke, wo ich normalerweise seltener hinkomme. „Unten“ ist auch Istanbul, wo ich trotz vieler Jahre Tradition noch nie gegessen habe. Halb ein Punk bin ich „da unten“ und werde erwartet. Das Neckarbrückenzinsereck strahlt nach dem Umbau, der Erweiterung und der Änderung des Verkehrs in einem neuen und latent verwirrenden Glanz. Alles ist noch nicht fertig, und hier und da gibt es noch Metallkämme, die über die Schotter- und Baugruben gespannt sind. Die Straße zu überqueren, ist ein Geduldsspiel, dank der gangbreiten Rentiere im Indiana-Jones-Todesball-Verfahren. Irgendwann erreiche ich die Ampel und kann endlich die Dame verlassen, um eine Runde zu bestellen. Auf der rechten Seite des Eingangs befindet sich eine systemgastronomische praktische Theke, an der der Feinschmecker wahrscheinlich eines der fertigen Tabletts greift.... Laien vergessen dies und bestellen einfach. Die Karte ist hinter der Theke montiert, die Auswahl an Snacks ist recht groß. Im Hintergrund drehen zwei noch gut gefüllte Dungeon ihre Pirouetten, während botanische Beilagen und Käsewürfel auf ihre Ergänzung warten. Neben dem Nötigsten für die dungeonartige Küche gibt es auch eine Auswahl an Tagesgerichten, die appetitlich aussehen und mit Reis, Salat, Fladenbrot und offensichtlich kostenlosem Tee serviert werden. Aber ich hatte ewig keinen Döner und bestellte meine Döner-Frankenstein-Variante „Döner ohne“ – nur mit Fleisch und Tomaten. Ich muss durch subtile Sprachverwirrung wiederholen, aber der Wunsch wird erfüllt. Nicht einmal ein leichtes Bissen wandert durch die schmalen Öffnungen des Dönerverkäufers, der meine Bestellung ausführt. An der Kasse bestelle ich auch Wasser – Selbstbedienung – vor dem Kühlschrank neben der Eingangstür. Vorne ist Istanbul ziemlich hell – helle Tische, weiße Fliesen. Drei Stufen höher ist Istanbul eher dunkel – dunkler Boden, dunkle Tische. Dazu leise orientalischer Folkore aus dem Lautsprecher. Wir sitzen hin und her und wirbeln den Salat und das Brot von Herrn S.... und nur einen Tee unbekannter Herkunft. Grüße aus der Küche? Gottheit? Nerv? Man weiß es nicht. Mein Döner ist gut gewürzt, auch wenn hier natürlich das übliche Hackfleisch würzig verwendet wird. Das Fleisch ist auch knackig und kein Gummilappen, der die großen Kiefermuskeln bis zum Maximum dehnt. Die Tomaten waren frisch und kein halbgefrorenes Tomatenparfait, wie ich es schon anderswo erlebt habe. Nur und ausschließlich der mittlere Öllake am Boden der Dönertasche gibt einen kleinen Abzug in der B-Note. Nächstes Mal mache ich einen Lauf. Von mir gibt es gute vier Sterne für den Döner „da unten“. Die Terrasse ist leider wenig einladend... Hier sitzt man wie auf einem Diner-Teller, während die gesamte und massiv verwirrte (siehe Verkehrsänderung zusammen mit tausend Schülern) über einen hinwegrollt. Das brauche ich nicht. Von „da unten“ geht praktisch ein Bus zurück nach „da oben“, wo mein Büro ist, also sage und schreibe ich in nicht einmal zehn Minuten wieder am Arbeitsplatz. Respekt. Vielleicht probieren wir auch die zweite Stufe „darunter“."