"Heute war der Tag, an dem wir kein bayerisches Essen wollten. Schließlich hatten wir jeden Tag Frühstück in unserem Gästehaus und am Nachmittag gab es meistens Kuchen im Café. Was auch immer es sein sollte, vielleicht italienisch. Und so erinnerte ich mich an Enzo, den Italiener, bei dem wir vor drei Jahren gut und fürsorglich beköstigt worden waren. Mein Liebster stimmte zu, und so machten wir uns kurz vor 19 Uhr auf den Weg, der nur 10 Minuten entfernt lag. Dank meines guten Gedächtnisses hatten wir sein Ristorante schnell gefunden. Service 1,5* Als wir das Restaurant betraten, sah es ziemlich gut besetzt aus. Enzo persönlich erkannten wir sofort, er kam auf uns zu und begrüßte uns freundlich. Meine Frage nach einem Tisch für zwei Personen war schnell erledigt. Mit einer Handbewegung wies er uns einen 4er-Tisch direkt links vom Eingang zu. Der schöne Tisch wurde auf der einen Seite von einer gemütlichen Holzbank mit Rückenlehne eingerahmt und auf der anderen Seite von zwei bequemen Holzstühlen. Mein Liebster ließ sich auf der Holzbank mit Sitzkissen nieder. Ich nahm auf einem der beiden Stühle Platz mit dem Rücken zum Gang. Kurz darauf gab er uns die Speisekarte und die Getränke. Wir konnten uns einen Überblick über das Angebot verschaffen. Als er nach angenehmer Zeit zurück an unseren Tisch kam, konnten wir auch unsere gewünschten Gerichte zusammen mit der Getränkebestellung aufgeben. Die beiden Chianti (0,25 l 6, €) kamen schnell und gut temperiert an den Tisch. Wir mussten nicht lange auf unsere Gerichte warten. Zuvor gab es Pizza-Röllchen im Korb. Vorab beim Knabbern wünschte er uns guten Appetit, fragte auch, ob alles zu unserer Zufriedenheit sei. Wir freuten uns über unsere Aussage, dass es sehr gut schmeckt. Als Italiener mit seinem bayerischen Dialekt strahlte er eine gewisse Gelassenheit aus, bis... ja bis zu dem Zeitpunkt, als ein kleines Malheur passierte. Beim Hantieren nach einem Pizzastück aus dem Korb stieß sie aus Versehen gegen ihr Weinglas. Das passiert eben manchmal in Restaurants. In dem Moment hob sie das Glas sofort wieder auf, es war nicht zerbrochen. Der Wein verteilte sich jedoch auf das weiße Tischtuch und über ihren Teller, floss weiter zur Bank und landete schließlich auf dem Boden. Sofort konnten wir den Rotwein auf dem Tischtuch mit den Papierservietten auf dem Tisch entfernen. Die Flecken blieben jedoch logischerweise zurück. Enzo schien recht entspannt, als er das Malheur sah. Er nahm sofort den Teller meiner Frau mit in die Küche, um den Rotwein auszuschütten. Dann stellte er ihn wieder auf den Tisch, damit sie essen konnte. Doch dann änderte er plötzlich seine Stimmung, grummelnd und brummend kam er immer wieder am Tisch vorbei. Irgendwie hatte er seine Haltung komplett verloren. Wir konnten nichts anderes tun, als uns gegenseitig zu entschuldigen. Es war ja nichts kaputt gegangen. Anstatt ständig herumzumurren, wäre es angebracht gewesen, dass er oder ein anderer den Wein unter dem Tisch und von der Bank weggewischt hätte. Da auch das Sitzkissen betroffen war, wäre es nett gewesen, es auszutauschen. So etwas hatte ich noch nie in einem Restaurant gesehen. Essen 4* Mein Tischnachbar wählte die hausgemachten Ravioli Salvia (12,00 €). Diese waren gefüllt mit echten fein gehackten Steinpilzen, deren charakteristischer Geschmack klar auf Zunge und Gaumen spürbar war. Die Ravioli waren, optisch sehr schön präsentiert, in Salbeibuttersauce auf dem natürlich vorgewärmten Teller serviert. Ein wenig Oregano und geriebener Parmesan darauf rundeten die Pasta ab. Leider konnte sie den vollen Genuss ihres Gerichts nicht bis zum leeren Teller erleben. Ich entschied mich noch einmal für Spaghetti Carbonara (9,50 €). Eine ordentliche Portion, perfekt gekochte Spaghetti bedeckt mit Ei, ausreichend Speckwürfeln, einem Löffel geriebenem Parmesan darüber. Tadellos zubereitet, genau wie ich es mir vorgestellt hatte. Gott sei Dank nicht die unsägliche Sahnesauce. Trotz der oben genannten Umstände haben wir einen Espresso (2,20 €) genossen, der typisch italienisch und sehr gut war. Espresso Leider sind die Fotos nicht richtig gelungen. Weiße Teller auf weißer Decke und auch die Spiegelung der Deckenbeleuchtung. Naja, am Ende war die Decke nicht mehr weiß J Ambiente 3,5* Saubere Tischdecken im typisch italienischen Stil. Auch angezündete Kerze fehlte nicht, ebenso wie eine frische Rose in der Vase, kleiner Pfefferstreuer und Salzstreuer. Die besten Ecken für jeden Platz mit dicken Papierservietten waren bereits bereit. Sauberkeit 4* Im Restaurant ist alles sauber und gepflegt, das gilt auch für Gläser, Besteck und Geschirr im Allgemeinen. Die Toilette wurde nicht besucht. Fazit: Ein Italiener, der nicht nur Pizza und Pasta, sondern auch gehobenere Gerichte zubereiten kann. Im Umgang mit der Bewältigung eines kleinen Malheurs seitens der Gäste muss er definitiv verbessern. Zu guter Letzt hatten wir den Eindruck, dass er uns nie wiedersehen möchte. Und genau das werden wir auch tun. Gesamteindruck: 2 – kaum wieder (1 – sicherlich nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – bei Gelegenheit wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder)"