"Im „Bai Lu Noodles“ hat man sich auf Nudelspeisen und vor allem auf Nudelsuppen und Teigtaschen spezialisiert. Aber es gibt auch eine kleine Auswahl an kalten Vorspeisen. Wir holen uns Essen für zwei und probieren das Programm durch. Die heißen Gerichte sind eigentlich für den sofortigen Verzehr gedacht, doch für die Nudelsuppen wurden spezielle Essensboxen geschaffen, die die Möglichkeit bieten, die Nudeln selbst zu garen und sie dann mit der eigentlichen Suppe zu übergießen. Auch die Teigtaschen können, falls nicht sofort verzehrt, am Abend problemlos aufgewärmt und mit der erhitzten Brühe gefüllt werden. Alle Gerichte werden in beschichteten Pappbehältern serviert.
Von den Vorspeisen wählen wir die kalte Schweinshaxe mit Frühlingszwiebeln. Das Fleisch ist relativ dick geschnitten, was meiner Meinung nach den typischen Schweinegeschmack besser zur Geltung bringt. Die Sauce ist nur mäßig scharf und auch gut für empfindliche Gaumen. Noch besser gefällt uns jedoch das kalte Hühnerfleisch auf einem Bett aus fein geschnittenem Gemüse, darunter Karottenstreifen, Gurken, Sojasauce, Erdnüsse sowie Ingwer, Sesam und Knoblauch. Auch hier ist das zarte Fleisch dicker geschnitten und schwimmt in einer bereits spürbar schärferen Sauce. Übrigens erscheinen beide Portionen auf der Karte als „Kleinigkeit“ und sind mit 5,80 Euro so eng kalkuliert, dass sie üppig portioniert sind.
Zusätzlich probieren wir die kalten Spieße, die entweder mit Gemüse oder in der Fisch-/Fleischversion angeboten werden, wobei man drei Stück wählen kann. Wir entscheiden uns für Garnelen- und Fischbällchen sowie Hühnerherzen, von denen wir jeweils zwei Spieße nehmen. Dazu gibt es eine Sauce, die sichtbar mit Chiliöl bestreut ist. Besonders gut gefallen uns die Spieße mit Garnelenbällchen. Während die Fischbällchen relativ neutral bleiben, haben die Garnelen-Spieße einen schönen eigenen Geschmack. Auch die Hühnerherzen sind nicht schlecht, zeigen sich jedoch natürlich in ihrer Konsistenz deutlich fester.
Von den Weizennudeln, die auch als Suppeneinlage dienen, wird ebenfalls ein Nudelsalat mit süß-saurer Sauce angeboten, wahlweise mit Sojasauce oder Malz. Für Letzteres entscheide ich mich. Es ist nicht nur die puristische Version dieses Salats, bei der ich etwas nachhelfen muss. Möglicherweise ist das Dressing zu sparsam dimensioniert oder ist schon zu stark in die Nudeln gezogen, aber insgesamt ist dieser etwas zu trocken und auch zu mild, sodass ich mit etwas Sesam und Chiliöl nachhelfen kann und es dann passt. Dennoch bleibt dieser Salat im Vergleich zu allen anderen Gerichten aromatisch etwas zurück, sodass ich zwar nicht unzufrieden bin, er jedoch nicht nach Wiederholung schreit.
Anders verhält es sich bei den Teigtaschen, die entweder vegetarisch, mit Schweinefleisch oder in unserem Fall mit einer Füllung aus Garnelen, Shiitake und Champignons angeboten werden. Die zehn Exemplare sind von weichem Teig umgeben und die Füllung ist sehr geschmackvoll mit einem deutlichen Champignonaroma. Die Hühnerbrühe ist leicht scharf und überraschend voll. Alles zusammen ergibt eine sehr harmonische und einfach köstliche Suppe. Kein Wunder, dass die Teigtaschen hier einen Kultstatus genießen.
Unser erster Kontakt mit den „Bai Lu Noodles“ fand ein paar Tage zuvor mit zwei Nudelsuppen in der Essensbox statt. Die Hühnersuppe ist ein üppiger Eintopf mit viel Fleisch, verschiedenen Pilzen, Goji-Beeren, chinesischen Datteln und anderem Gemüse. Es hätte kaum der Nudeln bedurft, die unter dem Berg von Fleisch und Gemüse vollständig verschwinden. Doch die Suppe ist definitiv köstlich und ein seelenwärmender Sattmacher. Auch die Nudelsuppe mit Rindfleisch, Karotten, Brokkoli, Pak Choi und Koriander ist sehr lecker. Nicht nur durch die durchschnittliche Schärfe, die wir gewählt haben, wird einem hier viel wärmer ums Herz.
„Bai Lu Noodles“ ist nicht nur eine Pflichtadresse für Suppenliebhaber. Sie sind so aromatisch und reichhaltig, dass es eine wahre Freude ist. Doch auch alle anderen Gerichte sind sehr sorgfältig und geschmackvoll zubereitet, sodass das kleine Restaurant gerade eine Empfehlung im „Gault Millau“ erhalten hat. Und das zu Recht."
