"In vielen Vereinen ist es ein Zeichen dafür, dass dieser bereits eine beträchtliche Vergrößerung und Entwicklung geschafft hat, wenn das Vereinsheim auch gleichzeitig einen gastronomischen Betrieb sein Eigen nennen darf. Auf der nächsten Stufe ist dieser sogar für die gesamte Öffentlichkeit gedacht und entwickelt sich somit zum gestandenen Restaurant. Die Corona Pandemie hat aber wohl gerade in dieser Sparte dazu geführt, dass die Pforten geschlossen blieben. So fiel doch nicht nur die Kundschaft außerhalb des Vereins weg, sondern durch die unsicheren Kontaktbeschränkungen auch für die Vereinstätigkeiten konnte man sich nicht einmal der Besuche der eigenen Mitglieder sicher sein. Umso erfreulicher ist es, dass das zur bereits 1885 gegründeten Lübecker Ruder Gesellschaft e.V. gehörende Bootshaus diese Krise standhaft durchgehalten hat und nun auch heute wieder allen Gästen die Türen offen hält. Logischerweise besitzt der Rudersport im von der Trave und den daraus hervorgehenden Kanälen geprägten Lübeck eine große Tradition. Umso trauriger wäre es nicht nur für die vielen begeisterten Ruderer gewesen, ihre Vereins Gaststätte zu verlieren. So rückte das Bootshaus nun auch einmal in meinen Fokus auf der andauernden Erkundung der Lübecker Gastro Landschaft und war für einen Mittagstisch mein Anlaufpunkt. Außenansicht. Lage und Aufmachung des Restaurants erklären sich mit der erwähnten Vereinszugehörigkeit sicher zum großen Teil schon von selbst. Selbstverständlich gewährt das Bootshaus mit großer Glasfront einen ungestörten Blick auf die Gewässer Lübecks, in diesem Fall auf den östlichen Arm der Trave, auf dem auch in großer Regelmäßigkeit die Ruderer durch den Blick der Gäste fahren und die Domtürme im Hintergrund hervorragen. Blick aus dem Gastraum auf die Trave mit den Türmen des Doms im Hintergrund. Gleich nach dem Eingang kommt man zunächst an der Bar/Theke vorbei, dessen Länge man schon an den darüber aufgehangenen Ruderblättern abmessen könnte. ; Die Theke. Davon abgesehen hat man es bei dem Interieur aber eher zurückhaltend und keineswegs mit Vereins Gegenständen überladen gehalten. Ein paar Fähnchen und Bilder, sowie natürlich die Pokalsammlung in einer Glasvitrine rufen noch einmal die Zugehörigkeit des Restaurants in Erinnerung, während Tische und Stühle in gutem, wenn auch nicht top modernen Zustand auf holzfarbenem Boden zwischen weißen Wänden ansonsten eine angenehme, wenn auch nicht eindrücklich in Erinnerung bleibende Atmosphäre bieten. Retro Musik unterstützte diesen traditionellen Eindruck, dem sich das Alter der mit mir anwesenden Gäste auch anpasste. ; Als muffige, angestaubtem Atmosphäre lässt sich das Ambiente aber trotzdem keineswegs bezeichnen. Über Zustand in Sauberkeit der sanitären Räume gibt es ebenfalls nichts zu meckern. Innenbereich. Doch das kann man natürlich auch dahingehend positiv sehen, dass man sich so ganz dem Treiben auf dem Wasser vor dem Restaurant widmen könnte. Zu diesem lädt natürlich auch eine Terrasse mit weiteren Sitzmöglichkeiten ein, auf der sich die Gäste auch noch eine manchmal lebhafte Brise um die Ohren sausen lassen können. Terrasse mit weiteren Sitzmöglichkeiten im Freien. Am Tage meiner Einkehr wurde ich sogleich von einer älteren Dame sehr freundlich begrüßt, welche sich auch für den gesamten Service zu dieser Mittagszeit, zu der ich hinsichtlich des Altersdurchschnitts ein großer Ausreißer nach unten unter den Gästen war, als verantwortlich zeichnete. Wie auch mit den älteren Stammgästen agierte sie auch mir gegenüber mit Herzlichkeit und sympathischer, leichter Zurückhaltung. Für einen norddeutschen „Schnack“ war sie dabei aber ebenfalls offen. Selbstverständlich fiel dabei auch die zwischenzeitliche Frage nach der Zufriedenheit keineswegs aus. Hinsichtlich des Speisenangebots steht auf der einen Seite eine feste Karte zur Verfügung, welche in allen allgemein beliebten Kategorien eine kleine Auswahl bietet. Neben Carpaccio und einer Suppe gibt es auch Salate zur Vorspeise, während bei Fisch und Fleisch norddeutsche Klassiker wie Labskaus, Backfisch, Matjes, Sauerfleisch und Roastbeef dominieren, zu denen sich weitere gutbürgerliche Gerichte wie Schnitzel, Bauernfrühstück, Burger und Currywurst gesellen. Zudem bietet man auch 4 Flammkuchen Varianten an. Auch für Vegetarier werden dabei zwei Hauptgerichte angeboten und 4 Desserts befriedigen den süßen Zahn. Mit einer Preisspanne von 5 22 € klingt das nach einem Anspruch für durchaus frische Zubereitung und weniger industriellem Convenience, wobei auch kreativere Gerichte wie frittiertes Huhn nach „Karaage“ Art oder Lachsfilet mit Mais Paprika Plätzchen und Teriyaki Creme das Angebot interessanter machen. Das las sich für mich schon einmal nicht schlecht. Daneben gibt es auch ein wöchentlich wechselndes Mittagsangebot, welches sowohl auf Homepage als auch Facebook Auftritt stets aktuell einzusehen ist. Eben dieses Angebot war es auch, welches mich an diesem Tag in das Bootshaus lockte, denn mich persönlich zog das feste Standardangebot sonst nicht so stark an. Für diese Woche standen also folgende Gerichte zum Mittagstisch zur Auswahl: Mittagstisch KW10 2022. Meinen Appetit und Geschmack sprach dabei das „gebratene Forellenfilet mit Salzkartoffeln, Dillsauce und Gurkensalat“ für 10,9 € am ehesten an, sodass ich diese Bestellung auch umgehend bei der Bedienung aufgab. Nach einer ansprechenden Wartezeit von 20 Minuten wurde mir dann folgender Teller an den Platz gebracht. Aus dem Wochen aktuellen Mittagsangebot: „Forellenfilet gebraten, mit Salzkartoffeln, Dillsauce und Gurkensalat“. Das in einer alternativen, aufgeklappten Form servierte Forellenfilet zeigte bereits beim Streichen mit dem Messer über die Haut eine gut gelungene Knusprigkeit. Aus dem Wochen aktuellen Mittagsangebot: „Forellenfilet gebraten, mit Salzkartoffeln, Dillsauce und Gurkensalat“ Detail Fisch. Darunter verbarg sich dann das ebenfalls gut gegarte weiße Fleisch, dass noch saftig war. Neben der klassischen Zitrone hatte man die Haut auch bereits trefflich mit ein paar Salzkörnern versehen, sodass sich das Fehlen von Salz und Pfeffer auf dem Tisch als problemlos herausstellte, denn an der Würzigkeit ließ sich dabei für mich nichts verbessern. Bereits hier wurde klar, dass in der Küche das klassische Handwerk routiniert beherrscht wird und der erhoffte Sinn für Frische tatsächlich gelebt wird. Die Dillsauce unterstrich diesen Eindruck mit einer cremigen Homogenität. Für mich als Dill Liebhaber hätte dessen Aroma gerne noch intensiver sein können, was aber vielleicht auch daran lag, dass die Sauce leider etwas zu kühl daherkam (wohl auch wegen nicht gewärmten Teller . Trotzdem nahm ich gerne jeden Tropfen mit Hilfe der Kartoffeln auf, die ebenfalls mit getroffenen Garpunkt und Geschmack hielten, was ich erwartet hatte. Über die bekannten, dekorativen Tomatenhälften brauch man sicher kein erläuterndes Wort erwähnen. ; Gurkensalat zum „Forellenfilet gebraten, mit Salzkartoffeln, Dillsauce und Gurkensalat“ aus dem Wochen aktuellen Mittagsangebot. Der in einem kleinen Schälchen dazu gereichte Gurkensalat bestand aus den oft dabei vorgefundenen dünnen, schön knackigen Scheiben, die, für mich erfreulicherweise, nicht mit Sahne ertränkt, sondern mit sichtbar frischem Dill und einem Sud angemacht waren. Dieser war auch passend gepfeffert, hätte nur für meinen persönlichen Geschmack noch etwas mehr Säure vertragen können. Wie gewohnt möchte ich meine Eindrücke von diesem Restaurantbesuch im Bootshaus abschließend noch einmal zusammenfassen. Das Ambiente mag auf Grund seiner etwas älteren Schlichtheit sicherlich nicht zu Begeisterungssprüngen animieren, präsentiert sich aber trotzdem in guter Qualität und keineswegs überladen. Dank des eher interessierenden Ausblicks auf die Trave und Altstadt ergibt sich insgesamt eine ansprechende Atmosphäre, die von einem in die Jahre gekommenen Vereinsheim definitiv sehr weit entfernt ist. Die Leistung des Service ist mit natürlicher Freundlichkeit, Herzlichkeit und Aufmerksamkeit voll zu würdigen. Die von mir gewählte Forelle aus dem Mittagsangebot der Woche überzeugte in Darreichung und Geschmack bis auf minimale Abstriche ebenfalls. Den für diese Portion aufgerufenen Preis kann man angesichts der erwähnten Qualität für solch ein Mittagsangebot als passend bezeichnen. Summa Summarum resultiert das also in einem Gut bis Sehr/Gut als abschließende Note. Mit einer Einkehr für ein Mittagsmahl macht man hier in keinem Fall etwas falsch, wenn man seine Erwartungen eben genau auf eine weniger überraschende, aber trotzdem qualitativ gute Küche auslegt. Mehr will und muss hier auch gar nicht geboten werden."