"Das "Le Canard" war einmal unser erweitertes Esszimmer. Als "Le Canard Nouveau" haben wir es in der Anfangsphase einige male besucht und waren von Herrn Güngörmüs Künsten nie wirklich begeistert, am wenigsten vom Charme des gesamten Teams. Nun denn: Herr Güngörmüs hat die Leitung des Hause Ende 2016 abgegeben, so spät, dass im Michelin der Stern auch noch 2017 thront. Zu Unrecht, wie aus unserer Sicht ein Besuch am Samstag, dem 8ten Juli ergab. Dies vor allem im unmittelbaren Vergleich mit dem exzellenten "Petite Amour" in unmittelbarer Nachbarschaft. Chaoten hatten Hamburg verwüstet und an der Elbchaussee, unweit der Ente, viele Autos als Gerippe hinterlassen. So waren wir, zwei Ehepaare, unter uns auf der herrlichen Terrasse mit dem Traumblick auf Elbe und Containerhafen. Der Service war überaus freundlich wenn auch nicht fehlerfrei. Die Mittagskarte schlank, machte aber auch den Zugriff auf das Abendmenü möglich. Der Champagner kam wunderbar gekühlt, das 'amuse bouche' verhieß Gaumenfreuden der besonderen Art: "roh marinierter Lachs, Kimchi, Gurke, Misocreme". Einen Stern garantiert. Das war es dann auch erst einmal. Der "gegrillte Aal, Avocado, Wasabi, Daikon, Mango, Koriander" war von der Konsistenz gut, doch entschieden überwürzt. Von der Dorade ließe sich das selbe sagen. Sie allerdings erstickte an Belanglosigkeit bei gleichzeitig übermäßiger Schärfe. Formal jedoch nett angerichtet. Aufgefangen hat alles der Hauptgang. Das Rehfilet war von ganz exzellenter Qualität, absolut perfekt gebraten mit zartem Jus und beiliegenden winzigen Pfifferlingen in einer Qualität, wie ich sie letzmalig vor Jahrzehnten im Friaul genießen durfte. Bis zum Hauptgang gab es von Chave einen ordentlichen weißen Crozes Ermitage zu einem fairen Preis. Der zunächst irrtümlich geöffnete rote Crozes Ermitage von Chave wurde dann mit großem Vergnügen doch noch zum Hauptgang getrunken. Der Autor würde dem Etablissement sicherlich keinen Stern verleihen auch wenn seine Meinung möglicherweise nicht von allen Tischgästen geteilt wird. Hier stimmt das Genuß-Preis-Verhältnis nur sehr bedingt. Das Ambiente kann höchstens noch bei nostalgischer Betrachtung attraktiv wirken, Josef Viehauser sei an dieser Stelle gegrüßt. Böse Zungen könnten auch sagen, eine frische Brise durch die Räumlichkeiten könnte nicht schaden. Auch der Küche würde es nicht schaden, in Klausur zu gehen, um eine neue Standortbestimmung zu treffen. Vor allem eines: Der Autor kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Küchenbrigade aus Frust, nur für vier Gäste arbeiten zu müssen, auf kleinstmöglicher Flamme kochte, was nun wirklich nicht geht und als unprofessionell bezeichnet werden muss."