"Wir haben Sylvester in Passau verbracht und uns extra im überregional bekannten, ja berühmten Scharfrichterhaus Platzkarten für den Kabarretabend, als auch zum Abendessen gemäß dem Motto:" Gönnen Sie sich vor dem Kabarettabend doch noch etwas Leckeres aus unserer Küche" gesichert. Das Ambiente im Restaurantgewölbe ist einfach einzigartig, das muss man sagen. Als Paar, welches nicht zu den Stammgästen gehört, bekamen wir allerdings und mutmaßlich deshalb den schlechtesten Platz zugewiesen (wenn die Tür sich öffnete, kam traf der Schwall Kaltluft uns direkt). Das Essen (wir hatten das Wild und die Schwarzwurzelschaumsuppe) war wunderbar, vielleicht etwas überteuert, aber man ist ja im Scharfrichterhaus. Obwohl wir reserviert hatten und angemessen gekleidet waren, hatten wir aber auch den Eindruck, man möchte uns doch schnell wieder loswerden, auf das der Platz noch einmal vor der nächsten Reservierung genutzt werden könne (wg. Sylvester Menü?). Nach dem Essen traten wir dann gestärkt und bisher nur leicht irritiert in den heimeligen Gewölbekeller ein, in dem das Scharfrichter Sylvesterfest stattfinden sollte. Mit fast 20 minütiger Verspätung (Silvesterabend!) erschienen dann die Passauer "Saudiandln" Barbara Dorsch und Gerlinde Feicht, um den ersten Teil des Abends zu bestreiten. Nun ja, die beiden waren witzig, wenngleich der Witz mit den "größten Kartoffeln der dümmsten Bauern" veraltet ist, so boten sie doch ein unterhaltsames Programm und konnten einen mit ihrem einnehmenden Wesen durchaus gewinnen. Dass die politische Seite, also das Kabarett, so wie wir es uns vorstellten, nicht stattfand, ja komplett außen vor geblieben ist, wurde zwar nicht komplett kompensiert, haben wir jedoch irgendwie, ob der Performance von Dorsch und Feicht, hingenommen. Immerhin wurde auch noch auf die "Verstärkung" verwiesen, die dann auch kurz vor Ende des ersten Teils in Gestalt einer weiteren Sängerin Namens Bauer sowie den Herren Engl und Senkmüller hinzutrat. Positiv waren ab da, insbesondere im zweiten Teil, die zerbrechlich und behutsam vorgetragenen, im eigenen Niederbayernsound vorgetragenen Stückchen einer skurrilen Band, die eigentlich und irgendwie nicht so richtig zusammenpasste. Das wars dann aber schon an Positivem. Die Band wurde insbesondere durch die phantastischen Musikerinnen Barbara Dorsch und Gerlinde Feicht im Entertainment gestützt. Klar, auch großen KünstlerInnen verzeiht man, wenn sie mal danebenliegen – keine Frage. Das Genius des Herrn Engl (einige Eigenkompositionen) blitzte hin und wieder auf, aber es reicht nicht, sich in niederbayerischer Willy Michl oder „Rosenmüllerfilmmanier“ ein bisschen Kohle ins Gesicht zu schmieren, um Exotismus und geistreiche Exzentrik auszudrücken. Der bassstützende Senkmüller lieferte ein bisschen z. T. Gutes Fundament, schaffte es aber auch mal, zwar im Rhythmus zu liegen, aber zu den Harmonien diametral eine Weile derart disharmonisch zu brillieren, dass man sich fragte, ob es wohl so gehöre. Bei Frau Bauer hatte man den Eindruck, sie wollte halt auch mal singen und auf der Bühne stehen. Unterm Strich bleibt noch zu bemängeln, dass ich nicht 30 € bezahle, um beim Sylvester Fest im Scharfrichterhaus anspruchslose und schlecht interpretierte Coversongs mit z. T. englischen Texten dargeboten zu bekommen. Aber wie sagte Eingangs Frau Dorsch: “Probengeld wird heutzutage keins mehr bezahlt, deshalb sind Fehler inbegriffen“. Wie wahr sie damit lag, daher also üben, üben, üben und sich aufs originäre besinnen. Nun, das Publikum hat ja dankbar, wenngleich z. T. sichtlich mit Zähneknirschen mitgemacht. Potential wär ja da, für uns war es in Summe aber einfach nur ein teures Ärgernis. War’s nur ein Notprogramm? Wir haben das Ganze dann, weil wir anständig sind, viel zu spät fluchtartig verlassen und den Jahreswechsel dann trotzdem verpasst. Schade!"