"Deutschland im Sommer 2020 während Corona leidet sowohl Bayern als auch Schleswig-Holstein unter dem Ansturm von Urlaubern, die sich sonst rund um das Mittelmeer und in anderen Teilen der Welt verteilt hätten. An den Stränden der Ostsee sind die Gäste dicht gedrängt, wir Einheimischen sind als „Tagestouristen“ unerwünscht. Es lag auf der Hand, antizyklisch zu reisen und Orte zu besuchen, die normalerweise nicht von Dutzenden von Reisegruppen aus den USA und Japan besucht werden. Nach einigem Überlegen entschieden wir uns für die UNESCO-Weltstadt Quedlinburg und auch deren Nachbarn sowie später für andere Orte.
Am Anreisetag konnten wir der wiederholten Empfehlung für eine Tischreservierung auf dieser Plattform nicht nachkommen. Das Hotel hatte einen Fehler bei der Zimmerreservierung gemacht, und es dauerte fast zwei Stunden, bis wir das gebuchte Zimmer bekamen. Um 18:00 Uhr waren wir damit beschäftigt, einen freien Tisch in einem Restaurant in der Altstadt zu finden, was trotz mehrerer Versuche in den empfohlenen Lokalen unmöglich war. Nur ein kleines asiatisches Restaurant mitten in der Altstadt hatte einen freien Tisch im Außenbereich, den wir sofort besetzten. Kurz darauf kam ein junger Asiate zu unserem Tisch, sprühte ihn mit Desinfektionsspray ein und wischte ihn sorgfältig ab, bevor er im Restaurant verschwand und uns kurz darauf die Speisekarten brachte.
Das Angebot war schon recht vielfältig, es gab typische Vertreter aus China (Acht Kostbaren), Thailand (rotes Curry) und Vietnam (Pho Hanoi). Weiter hinten auf der Karte gab es eine Seite mit den „Empfehlungen des Chefs“ und Hot Pot-Gerichten. Vier Angebote aus diesem Bereich schienen uns interessant, und als der junge Kellner zurückkam, bestellte Madame den „Pak-Bo-Teller, bestehend aus Humprabs, Ente, Rindfleisch, Hähnchen, Mais, Paprika, Karottenstücken und Pilzen“ (12,50 €), zuzüglich einer Cola light (0,4l für 3,50 €). Der Kellner bedankte sich, nahm die Speisekarten wieder mit und verschwand erneut im Restaurant.
Kurz darauf kam er zurück und brachte die Getränke. Dabei merkten wir, dass sein Deutsch etwas verbesserungswürdig war, aber sein Auftreten war freundlich und aufmerksam. Ein wenig später stellte er zunächst eine Schüssel mit untergebautem Rechaud vor mir ab, die eine bunte Mischung aus Fleisch und Gemüse enthielt, und zudem gab er uns einen Teller. Dann passierte für zwei Minuten nichts, aber dann kam er mit einer gusseisernen Pfanne auf einem Holzbrett und stellte sie vor Madame ab. Die Pfanne enthielt eine ähnliche bunte Mischung wie auf meinem Teller, und als schließlich der Reis zu uns gebracht wurde, begannen wir zu essen. Die Gemüse waren frisch und knackig, die verschiedenen Fleischsorten geschmacklich gut unterscheidbar und lecker, die Humprabbs gut gebraten – wir waren sehr zufrieden mit dieser „Notlösung“ im kleinen Asiaten."