"Für ein Treffen mit einem wichtigen Geschäftspartner hatte ich meine Sekretärin gebeten, ein sehr gutes und etwas ausgefallenes Restaurant zu suchen. Ihre Wahl fiel auf das Izakaya im Roomers Hotel. Die Atmosphäre war sehr angenehm, und der Blick auf die Karte mit vielen kreativen Gerichten der Fusionküche sowie der akzeptablen Weinauswahl versprach einen vielversprechenden Abend. Vor dem Essen wollten wir noch kurz einige Unterlagen sowie eine Präsentation auf meinem Laptop ansehen und danach den Abend genießen. Leider kam es dazu nicht. Sofort als ich meinen Laptop herausnahm, kam ein Kellner an unseren Tisch und wies höflich, aber bestimmt darauf hin, dass Laptops hier verboten seien. Da das Restaurant und auch die Bar nicht einmal zu einem Drittel gefüllt waren und um uns herum keine Gäste an den Tischen saßen, die sich (warum auch immer???) durch ein geöffnetes Laptop am Nachbartisch gestört fühlen könnten, dachte ich zunächst, es sei ein Scherz. Zumal an einem anderen Tisch mit bunten Luftballons offensichtlich ein Geburtstag gefeiert wurde. Doch weit gefehlt, der Kellner meinte das wirklich ernst. Um eine weitere Ermahnung zu vermeiden, ließ ich auch die übrigen Unterlagen in meiner Tasche und wir überlegten, was wir nun tun könnten. Da sich das Izakaya in einer nicht sehr einladenden Gegend fernab der Innenstadt befindet und es bereits 21:30 Uhr war, kam ein Restaurantwechsel nicht in Betracht. Stattdessen entschieden wir uns, doch eine schnelle Kleinigkeit vor Ort zu essen und anschließend in eine Hotelbar zu fahren, um den geschäftlichen Teil dort zu besprechen. So wurde aus einem opulenten Menü mit großem Aufwand nur ein schneller Gang mit einer Flasche Wasser. Um nicht unfair zu sein, muss ich sagen, dass das Essen absolut in Ordnung war. Ich hätte mir mein Rindfleisch zwar lieber rare als well done gewünscht, allerdings hatte ich angesichts der vorherigen Situation vergessen, dies zu sagen (insofern selbst schuld, wenn die Küche es nach ihrem Geschmack zubereitet). Natürlich kann sich jedes Restaurant eigene Regeln geben, und ich respektiere diese auch, selbst wenn dies angesichts des halbleeren Lokals eine gewisse Bevormundung darstellt. Angesichts der – selbst für Münchner Verhältnisse – schwindelerregenden Preise hätte man allerdings erwarten können, dass Geschäftskunden mit größeren Spesenbudgets zur Zielgruppe gehören. Diese haben nun mal die Angewohnheit, auch am Abend über das Geschäft zu sprechen und dabei einen Blick in ihren Laptop werfen zu wollen. Im Ergebnis habe ich meine Sekretärin gebeten, das Izakaya als Lokal für zukünftige Geschäftsessen auf ihre Blacklist zu setzen, da ich mir eine vergleichbar peinliche Situation gegenüber einem Geschäftspartner gern ersparen möchte. Schade eigentlich, aber das Angenehme an München ist, dass es genügend Alternativen gibt, in denen Spesen stets gern willkommen sind."