"Die Alchimistenklause war noch nie für kulinarische Überraschungen oder exklusive Kreationen bekannt und wird daher hauptsächlich von älterem Publikum frequentiert, das eher eine gut bürgerliche, deutsche Küche bevorzugt. Obwohl die Gerichte eher langweilig und das deutlich in die Jahre gekommene Ambiente tröge sind, konnte man sich in der Vergangenheit zumindest auf eine akzeptable Qualität verlassen.Nach meinen letzten Erfahrungen habe ich die Alchimistenklause von der Liste in Frage kommender Restaurants jedoch komplett gestrichen. Nach meiner Einschätzung lebt hier jemand von dem Ruf aus der Vergangenheit. Hatte ich mich vor meinem Besuch im Internet vorab über das Speisenangebot informiert, musste ich am Abend dann leider feststellen, dass die Karte vor Ort eine andere ist. Da die von mir alternativ gewählte Vorspeise dann trotzdem nicht verfügbar war, hatte ich mich lediglich für die Hallische Geflügelleber als Hauptgericht entschieden. Meine BegleiterInnen hatten verschiedene Vorsuppen gewählt und waren damit sehr zufrieden. Der mir dann servierte Teller war nett angerichtet und die Beilagen durchaus schmackhaft. Der Hauptakteur, die Geflügelleber, hingegen war nicht genießbar. Die Leber war völlig übergart und daher hart und pupstrocken. Beim Kauen zerbröselte sie im Mund und wurde immer mehr. Ich reklamierte das Essen und bat darum, das Gericht neu zuzubereiten. Obwohl es bei sechs Personen nicht angenehm ist, wenn man sein Essen erst dann bekommt, wenn die anderen bereits fertig sind, ist das kein Beinbruch, denn Fehler können überall passieren oder Zutaten nicht die gewohnte Qualität aufweisen. Leider war meine Freude über die frische Leber nur von kurzer Dauer – auch diese war wieder nicht genießbar, was mir von zwei Begleiterinnen, die ich zu probieren bat, bestätigt wurde. Die Leber wurde im Mund wieder zu einer brösligen Masse, die immer mehr wurde. Somit musste ich auch dieses Gericht leider zurückgeben und ab diesem Punkt habe ich kein Verständnis mehr. Nach meiner Meinung hätten der Küchenchef oder der Eigentümer, der an diesem Abend bediente, die Qualität der Leber überprüfen müssen, bevor man sie mir, wohlgemerkt bereits zum zweiten Mal, serviert. Stattdessen erklärte mir der Chef im Vorbeigehen pampig, dass die Leber genauso sein müsse und der Gesetzgeber vorschreibe, Leber komplett durchzubraten. Außerdem würde man das Gericht häufig verkaufen und bisher waren alle Gäste damit zufrieden. Ich sei der erste, der das Essen zurückgegeben hätte. Übersetzt hieß das wohl für mich: “Halt die Klappe, Du hast doch keine Ahnung. Hier sage ich Dir, was Dir zu schmecken hat!“. So kann man sicher mit seinen Gästen umgehen, doch ich habe so meine Zweifel, dass man damit zufriedene Kunden gewinnt. Von der Eigenbeschreibung auf der Homepage – Professionalität & Leidenschaft, Gastfreundschaft – ist man ohne Zweifel sehr weit entfernt.Meine Erwartungen an ein Restaurant orientieren sich maßgeblich an den Preisen. Verlangt eine Kneipe 10 Euro für ein Schnitzel mit Spiegelei und Bratkartoffeln lege ich sicher andere Maßstäbe an, als bei einem Restaurant, das für ein Schnitzel mit Spargel über 20 Euro und für ein zähes Rumpsteak unbekannte Herkunft aufruft. Das an unserem Tisch servierte Rumpsteak war von minderer Qualität und ging größtenteils zurück. Der Hinweis bezüglich der Fleischqualität wurde dem Personal auf Nachfrage mitgeteilt, blieb jedoch völlig reaktionslos. Zusammenfassend – hier passt das Preis-/Leistungsverhältnis überhaupt nicht und die Qualität des Essens lässt zu wünschen übrig. Ich kann nicht zu einem Besuch der Alchimistenklause raten. Es gibt in Halle eine Reihe von Restaurants, wo man für sein Geld deutlich mehr bekommt und auch das Gefühl vermittelt wird, als Gast willkommen zu sein."