"...das ist natürlich in einem fränkischen Gasthaus etwas, was man nicht unbedingt erwartet, erwarten darf! Und somit erkläre ich zu Beginn dieser Rezension meine Überschrift als leichte Ironie! Zurück zum Grund meines Aufenthalts im Hotel und Gasthaus zum Benediktiner in Schwarzach am Main. Ein österreichischer Kunde verlangte meine Anwesenheit bei einer technischen Besprechung in seinem Untergrundspeicher für Gas, und da Carsten am Mittwoch wieder in Rheine sein wollte, musste der Termin auf den Montagnachmittag gelegt werden. Die Winzerin Eva Clüsserath aus Trittenheim an der Mosel weilte an diesem Abend in seiner Vinothek des Vertrauens, was für ausreichend Zeit zur Heimreise sorgte. Also stand eine Übernachtung für den Ausklang des Wochenendes an. Ich ließ meine automatische Beifahrerin etwas vorschlagen, und auf dem Display erschien das Flair Hotel zum Benediktiner in Schwarzach am Main, nur 3 Kilometer von der A3 entfernt. Perfekt gelegen, mein Auto steuerte mich zur Rezeption, das Zimmer war verfügbar und das Restaurant geöffnet. Prima, ich buchte das irgendwo an der Landesgrenze zwischen Hessen und Bayern auf der A7. 100 Kilometer später parkte ich mein Auto vor dem Hotel. Das Gebäude selbst wirkte ein wenig retro, als wäre es in den Achtzigern hängen geblieben, aber mein Zimmer war ansprechend modernisiert, und für den aufgerufenen Preis war das vollkommen in Ordnung. Das Hotel liegt hinter dem eigentlichen Gasthaus an der Schweinfurter Straße, direkt gegenüber vom Kloster Schwarzach. Ich hatte mir gleich einen Tisch reservieren lassen und stand nun nach einem kurzen Fußweg vor dem Eingang. Draußen war es ungemütlich und dunkel, typisches Novemberwetter. Ein junger Mann erwartete mich im Eingangsbereich, und meine Reservierung war schnell gefunden. Er wandte sich nach rechts und begleitete mich in den Gastraum. Schon draußen war zu sehen, dass das ein altes Gasthaus war! Drinnen war der Eindruck genauso, alles atmete lange Historie. Ein Tisch fand sich für mich, ich setzte mich, und der junge Mann reichte mir die Karten (einsehbar auf der HP) und ließ mir Zeit, mir einen Eindruck vom Angebot zu verschaffen. So nah bei Volkach gab es natürlich viele fränkische Weine, aber ich hatte Lust auf Bier. Ein trübes Kellerbier sollte den Durst stillen. Dann sah ich mir das Angebot an Speisen an. Vielleicht 25 Gerichte insgesamt, da sollte sich etwas finden lassen. Die Entscheidung für die Vorspeise fiel sehr schnell. Eine Suppe sollte das Abendessen eröffnen. Steinpilzcremesuppe mit frischen Kräutern fand meine Aufmerksamkeit, und eine heiße Suppe war mir an diesem Abend höchst willkommen. Der Gastraum hätte durchaus ein wenig mehr geheizt sein dürfen. Beim Servieren war mein erster Gedanke: Mist, schon wieder vergessen, die Sahne abzubestellen... Ich finde so einen Klecks Sahne oben auf einer Suppe nicht so verlockend. Aber beim Probieren musste ich anerkennen, dass es bei dieser Suppe dann doch nicht so schlecht war. Die Suppe hatte ein durchdringendes Umami durch die Pilze und einen intensiven Fonds. Die Sahne war doch ein sinnvolles Gegengewicht. Insgesamt eine wirklich gute Suppe, wenn auch mit ordentlich Sattmach-Faktor. Und eigentlich keine gute Vorspeise dazu, dachte ich danach… Unser ofenfrisches Schäufele dazu Kartoffelknödel und Krautsalat hatte mich zur Bestellung verführt, und vorrätig war es auch noch. Nach angemessener Wartezeit kam ein riesiges Stück Schäufele an den Tisch, mit einer kräftig nach Kümmel duftenden Sauce. Dazu noch zwei Klöße. Bedächtig machte ich mich an die Aufgabe, den Teller zu leeren. Das Fleisch fiel vom Knochen, den konnte ich quasi herausziehen aus dem Stück Fleisch. Oben drauf eine krachende Kruste! Das hat man durch den ganzen Gastraum hören können, dachte ich mir, als ich sie verzehrte. Großartig die dunkle Jus mit den Klößen, ein köstliches (Verzeihung!) Schmorgericht vom Schwein! Und zu diesem wirklich üppigen Teller noch ein Krautsalat, der ebenfalls intensiv nach Kümmel duftete. Ich musste zum Schluss wirklich kämpfen, um die beiden Teller zu leeren. Auch über das Hauptgericht war ich sehr erfreut. Zu diesem Teller begleitete mich ein dunkles Exportbier derselben Brauerei. Dann war ich fertig, fix und fertig sozusagen, mehr Essen ging nicht mehr! Der junge Mann versorgte den Service allein, bekam das aber gut hin bei einer überschaubaren Gästeschar. Ich war zufrieden und konnte meine Rechnung per Karte bezahlen. Also kommen wir zum Fazit dieser Einkehr: Fränkisches Gasthaus mit Tradition und guter fränkischer Küche. Komme ich noch einmal wieder, wird der halbe gebackene Karpfen probiert. Klare Empfehlung für eine Einkehr!"