"An meinem Geburtstag wollte es der Zufall, dass ich einen sonnigen Tag im Odenwald verbringen und eine 5stündige Wanderung um Fürth machen konnte. Dabei beschloß ich, auf eine Empfehlung einer Freundin hin, im „Schorsch“ einzukehren. Nicht nur das sonnige Wetter, auch die Tatsache, dass Geburtstagskinder ein kostenloses Essen im „Schorsch“ bekommen, bewegte mich dazu, hier Station zu machen. Bereits einen Tag zuvor kündigte ich telefonisch mein Kommen an und klärte ab, dass ich zwar eine Einzelperson bin, dass ich jedoch einen großen Wanderfreundeskreis habe, mit dem ich bei Gefallen gerne an einem späteren Zeitpunkt in diese Gaststätte zurückkehren wollte. Man sagte mir nicht, dass dies ein Problem darstellte. Offensichtlich war das aber ein Missverständnis. Als ich das Lokal betrat, war ich zunächst sehr angetan von dem gemütlichen Ambiente. Hunderte von Uhren verschiedener Bauart säumten die Wände. Auch duftete es bereits sehr lecker und die Tische waren zu 2/3 belegt. Ich suchte mir einen Einzeltisch. Ich wünschte ich könnte besseres berichten, aber leider wurde ich von der Bedienung äußerst unfreundlich behandelt, als ich sagte, ich hätte Geburtstag. „Tja, so geht das aber nicht, denn sie sind ja alleine. Das geht nur wenn Sie ihre Feier hier machen“ wurde mir in einem burschikosem Ton gesagt. Dies würde auch in der Karte und im Internet so stehen. Auch meine Anmerkung, dass ich mein Allein-Kommen doch extra tags zuvor telefonisch abgeklärt hätte, stieß auf wenig Verständnis. Sie ging danach in die Küche, um die Sache zu klären, und kam anschließend wieder. Mir stieg unterdessen die Schamesröte ins Gesicht, da ich mir vor den anderen anwesenden Gästen bettelarm vorkam. Eine solche demütigende Behandlung hätte ich mir an meinem 40.Geburtstag im Traum nicht vorstellen können. Gnädigerweise wurde mir gewährt, das Essen kostenlos einzunehmen, „nicht aber die Getränke“ hieß es dann in genauso unfreundlichem Ton. Ich unterdrückte meinem Impuls, die Tasche zu schnappen und zu gehen, und beschloß stattdessen, ein Rumpsteak zu essen. Schließlich habe ich mich während meiner 5stündigen Wanderung so sehr auf das Restaurant gefreut und der Hunger machte sich auch bemerkbar. In der Karte konnte ich zwei Anmerkungen bezüglich der Geburtstagskinder finden. Einmal war tatsächlich von „Geburtstag feiern“ die Rede, wobei mit keinem Wort die Gäste erwähnt waren (o.k. das konnte man sich ja denken). Ein anderes Mal stand lediglich da „wenn Sie an ihrem Geburtstag bei uns essen, dann …“ Eine Stunde lang, bis zur Bezahlung der Getränkerechnung, fühlte ich mich mehr geduldet als willkommen und schlang das Essen relativ zügig hinunter. Auch verzichtete ich auf ein weiteres Getränk, da mir der Appetit vergangen war. Zwei Tage später rief ich nochmals in der Gaststätte an, um der Chefin, mit der ich bereits das erste Telefonat geführt hatte, von der unfreundlichen Behandlung zu berichten. In ruhigem Ton fing ich meine Geschichte an – es sollte keine Beschwerde werden, eher eine Klarstellung – aber ich wurde recht burschikos unterbrochen, „Sie müssen ja mit ihren Wanderfreunden nicht wiederkommen“ hieß es dann – und der Hörer wurde aufgelegt. Warum nur wurde mir das bei meinem ersten Anruf nicht ehrlich gesagt?? Dieses Erlebnis hätte ich mir gerne erspart. Das Rumpsteak war im Übrigen genau richtig und hat wohl auch geschmeckt, da ich den Teller leergemacht habe. Die Zwiebeln waren nicht knusprig geröstet , sondern sehr weich, fast wie Kraut, aber auch recht lecker. Ich war jedoch wie in Trance, und ein Genußgefühl konnte nicht aufkommen. Die Tatsache, dass tagtäglich Busse voller Touristen dieses Lokal besuchen, hat offensichtlich das Personal soweit abstumpfen lassen, dass keine herzliche oder feinfühlige Behandlung der Gäste mehr möglich ist. Hier steht eindeutig Kommerz im Vordergrund. Oder war es nur die „raue Odenwälder Mentalität“? Ich habe es im Odenwald aber – Gott sei Dank – meist anders erlebt. Ich werde ganz bestimmt nicht wiederkommen, geschweige denn, die Gaststätte weiter empfehlen, und wenn sie auch noch so oft an unserem Wanderweg liegt."