Tuebingen
San Bao

San Bao

Neckargasse 22, Tübingen I-72070, Deutschland, Tuebingen, Germany

Suppe • Fisch • Kaffee • Chinesisch


"Wenn es um chinesisches Essen in Deutschland geht, erlebt man meistens Flops. Zumindest dann, wenn man echte chinesische Küche probieren konnte, durfte (und manchmal musste). Leider werden alle Gerichte von den meisten Restaurantbetreibern „ab Werk“ mit dem großen Teutonenschmirgel bearbeitet und Original ist daran meistens nichts. Die chinesische Küche besteht aus so viel mehr als „Nummer Fünf mit Ente“ oder „Schweinefleisch süß-sauer“ mit einer epischen Menge Klebreis al dente. Das Geschrei in Tübingen war zuerst groß, als „noch ein Chinese“ und „noch ein Imbiss“ in bester Lage eröffneten. Das Sanbao thront im ersten Stock über der Tübinger Neckarüberquerungs-Hauptrennbahn, der Eberhardsbrücke. Die Lage ist toll und der hungrige Futterer kann sowohl das Treiben auf der Brücke (Busse vs. Fahrradfahrer), als auch das Treiben am und auf dem Neckar bewundern (Stocherkahn vs Tretboot, Selfietime mit Beinahehavarie des Telefons). Der „noch ein Chinese“-Chinese wurde mir von einer Chinesin empfohlen, die mich auch direkt dorthin mitgenommen hat. Hier essen erstaunlich viele Chinesen! Allein schon das gab Grund und Anlass zur Hoffnung, dass es hier mehr als die obligatorischen Standard-Kombinationen gibt. Die Speisekarte enttäuschte im ersten Moment absolut, die gleichen teutonengehobelten Gerichte, die es in jedem anderen Laden auch gibt. Schade. Noch ein Chinese. Dann reichte mir meine Begleiterin eine zweite Karte, die alle Sorge verfliegen ließ. Es gibt traditionelles Essen! Auf der Karte finden sich allerlei Köstlich- und Kötzlichkeiten aus der Kanton- und Sichuan-Hunan-Küche. Von Suppen (Rindfleischsuppe mit Nudeln (lecker! Serviert in einem Gebinde, das auch zwei Leute satt macht), bis hin zu kalten Vorspeisen (Tofu mit Tausendjährigen Eiern… hrch) und Schweinesehnen in Essig eingelegt, kann man hier alles probieren, was die regionale chinesische Küche so hergibt…. Und dann erblicke ich sie, Jiaozi!!! Die chinesische Version von Herrgottsbscheißerle, die zusammen mit Sojasoße zum Ditschen einfach großartig schmecken. Die sind bestellt! Acht Stück kosten um die vier Euro, sehr fair! Meine Begleiterin wählt Omelette mit Bittergurke und ich lerne, dass Bittergurke ihrem Namen alle Ehre macht… ALLE EHRE. Hrch. Die Maultaschen sind in der Lage, das Meer von Bitter wieder aus dem Mund zu vertreiben. Die Liste von Hauptgerichten beinhaltet von Vegetaria, Federvieh, über Rind, Schwein und Meeresgekreuch so ziemlich alles, was nicht bei drei unterm nächsten terrestrischen oder submarinen Stein verschwunden ist. Mutige wagen sich an eine ganze Palette eigenwilliger Innereien (Schweinedarm, scharf), Schüchterne wählen Ente mit und in Ananas. Ich wähle Gung Bao Chicken, scharf. Meine Begleiterin wählt Tintenfisch mit Gemüse. Die Preise rangieren zwischen 8 und 10 Euro. Beide Gerichte schmecken großartig. Der Tintenfisch ist schön zart, kein Autoreifen. Das Gung Bao schmeckt ebenfalls wunderbar, aber scharf macht seinem Namen alle Ehre… No pain, no gain! Der Versuch, den glühenden Lappen namens Zunge in chinesischem Bier zu kühlen, misslingt grandios. Zungenteeren mit Reis erweist sich als deutlich wirksamer… Es ist herrlich, wenn der Schmerz wieder nachlässt. Das Personal ist immer aufmerksam und freundlich. Ich war inzwischen häufiger hier und einmal habe ich bisher erlebt, dass die Bestellung „ohne Zwiebeln“ nicht funktioniert ha. Eine kurze Rückfrage ergab ein Getränk gratis (obwohl ich das gar nicht gebraucht hätte, aber die Zwiebeln lagen nun einmal nach dem Essen einsam auf dem ansonsten leeren Teller). Die Preise sind absolut fair, die Sitzplätze am Fenster großartig (Titanic II – Stocherkahn vs. Tretboot). Ich komme gerne wieder. Das Lokal ist barrierefrei, ein Fahrstuhl bringt einen in den ersten Stock. Fast alle Tübinger Stadtbusse halten in 50m Entfernung an der Haltestelle Neckarbrücke. Parken ist eher mau, es empfehlen sich das Neckarparkhaus oder die Suche eines Parkplatzes entlang der Gartenstraße. … und das Beste ist, dass der Teutonenhobel hier eine lobenswerte Ausnahme gemacht hat. Darauf ein xièxiè!"

Pastis Bistrot

Pastis Bistrot

Aixer Str. 46, Tübingen I-72072, Deutschland, Tuebingen, Germany

Pizza • Fastfood • Französisch • Spezialitäten


"Ich habe französisch gegessen! Das Bistrot Restaurant Pastis, unser Ziel des Abends, liegt mitten im französischen Viertel. Aber ich frage mich immer noch, wer seinen Laden mit „Eisbär mit 40 Umdrehungen“ nennt... Aber solange das Gleiche für Schnaps beim Essen gilt, dann „werde!“ Bei einstelligen Temperaturen klapperten die Zähne bereits genug, und mein Respekt galt den beiden Herren, die ihren Kaffee auf der Terrasse tranken. Immerhin verbrennt man sich nicht gleich, denn nach höchstens zwei Minuten sorgt der große Kühlschrank namens „Herbstabend in Tübingen“ für Eis. Brr. An sonnigen Tagen kann man sicherlich schön draußen sitzen, wenn man die am ÖPNV-Busverkehrsknoten vorbeifahrenden Busse in nur wenigen Metern Abstand und den Angelpunkt des französischen Viertels ausblendet. Drööööööhn. Übrigens ist die Bushaltestelle direkt vor der Tür, sodass man fast direkt bei einem Kaffee in den Bus springen kann. Da sitzen wir lieber im Restaurant. Der Tisch war reserviert und bereits mit Sets und Besteck gedeckt. Das Ambiente ist puristisch. Schlichte Holztische, einige höhere Bartische und dazu ein merkwürdiger Mix aus drei verschiedenen Stühlen am Tisch. Die Wände sind mit Bildern und Tafeln dekoriert, auf denen allerlei Speiseoptionen angeboten werden. Die Karte kam schnell und war übersichtlich. Fünf Vorspeisen, fünf Hauptgerichte, acht Flammkuchen und ein wirklich spannender Abschnitt namens „Nachtisch und Kinder“, der von Chicken Nuggets mit Pommes bis zur Mousse au Chocolat reicht, drehte sich um den Gaumen. Außerdem gibt es eine kompakte Abendkarte mit Brot- und Dipvariationen, zwei Varianten Bruschetta, einem Käsegericht und einer Currywurst mit Pommes für ansprechende sieben Euro. Ich teile mir einen Käseplate mit meinem Sitznachbarn. Ein kleiner Appetizer muss schließlich sein! Schließlich findet man ein Brotchen mit Baguettescheiben (ui, jetzt wird's – wenig Beladung) und einen Porzellanteller mit Käsestücken am Tisch. Wahrscheinlich hat ein kleiner Transportfan dafür gesorgt, dass ein Stück Hartkäse in Feigensenf gebadet hat. Keine Sorge. Was war also alles auf dem Teller? Neben dem Havarie-Hartkäse gab es noch einen weiteren Hartkäse, zwei Weichkäse und einen Ziegenkäse. Alles angerichtet mit fünf Cupcakes und zwei Physalis-Dumplings. Einer der Weichkäse war wirklich lecker, der andere war ein wenig... verbesserungswürdig. Der Hartkäse und der Ziegenkäse waren sehr gut. Als Hauptgericht hatte ich „Crevettes grillées aux tagliatelles“ – gebratene Riesengarnelen auf Limonentagliatelle zum Preis von 17,50 Euro. Die Portion wurde in einer tiefen Pastaschüssel serviert... Aber fangen wir von vorne an. Was auf dem Teller lag, sah wirklich köstlich aus. Pasta in cremiger Sauce, dazwischen Garnelen und obendrauf eine beeindruckende Menge Parmesan. Die Nudeln waren gut gekocht, schön al dente... aber leider keine Tagliatelle, sondern Spaghetti. Unter Tagliatelle verstehe ich Bandnudeln und keine Spaghetti. Zieht eine Portion mit Löffel und Gabel und probiert. Ein kurzer Moment von zitronig-cremigem Geschmack und danach eine Flut von Schärfe. Scharf! Schaaaarf! Wer scharfes Essen nicht mag, sollte auf jeden Fall die Finger davon lassen. Ein wenig schade ist, dass das Schaaaarf auf der Karte nicht einmal erwähnt wird. Überraschung am Tisch. In meiner Nudeln mit Schärfe zählte ich insgesamt sechs gut gebratene Garnelen. Leider waren die Garnelen mit Schwanz und in Kombination mit der cremigen Sauce und mäßiger Ausrüstung war das eher ein Fummel-Ei, bis die Tierchen beseitigt waren. Es gab auch keinen Teller für die Schwänze – sprich, Garnelenschwanz-Mikado am Rand des Tellers. Nach dem Servieren war ich satt und hatte keinen Platz mehr für ein Dessert. Mein Sitznachbar hingegen bestellte Mousse au Chocolat als Dessert (nein, keine Chicken Nuggets vom Ensemble Nachtisch und Kinder). Ich durfte probieren... Der Geschmack war, nun ja, besonders. Ein bisschen wie wenn man Kakaopulver drüberstreut. Eine Beschwerde bei der Bedienung brachte eine Entschuldigung aus der Küche und einen Kaffee aufs Haus für die Betroffenen. Das übermäßig scharfe Essen, Garnelenschwanz-Mikado, Kakaomousse und der leckere, aber völlig unerklärte Käseplate (und nein, der Teller hieß nicht „große Überraschung“), bringen zwei Punkte ab. Würde ich hier nochmal essen? In nächster Zeit wahrscheinlich nicht, denn selbst über den Boeuf Bourguignon meiner Sitznachbarin klang kein ultimativer Lobgesang. Drei Sterne. Das Restaurant ist barrierefrei. Parken kann man in der direkten Umgebung gegen Gebühren oder man kann quasi vom Stadtbus direkt auf die Terrasse fallen."

Gaststätte Grüner Baum

Gaststätte Grüner Baum

Am Dorfbrunnen 27, Tübingen I-72070, Deutschland, Tuebingen, Germany

Tapas • Suppe • Deutsch • Nachtisch


"Nachdem man einen der seltenen Parkplätze in der malerischen Dorfstraße erobert hat, wird der geneigte Gast über eine enge Holztreppe in den ersten Stock geführt. Alle menschlichen Bedürfnisse sollten zunächst im Erdgeschoss befriedigt werden… Im Belle Etage des alten Bauernhauses, das eher kleine Gastzimmer mit rustikaler Einrichtung beherbergt: Weidetiere und Rehe, gefüllte Kugeln kleiner Säugetiere aus dem nahen Wald sind hier Pflicht. Ein zusätzlicher Nebenraum für den großen Appetit steht ebenfalls bereit. Die schnell zusammengestellte eher kleine Karte bringt kulinarische Delikatessen auf die schwäbische Tafel, aber bleibt dabei bodenständig: Rindfleisch mit Kräuterbutter und Mundschenkensuppe gehören zum Standard, Sahnebraten oder Rinderbraten mit Spätzle zur allgemeinen guten Auswahl und wenn es ein Schmaus sein soll, gibt es natürlich die geniale Zwiebelrostbraten mit Bauernbrot oder sogar in guter Wahl. Bauernwurst für die geselligen Gäste aus Westfalen, mit oder ohne schwäbischen Kartoffelsalat, und der unverwüstliche Maultaschen für die Schwaben unter den Zwergen sind selbstverständlich auch im Repertoire. Der Service ist unaufdringlich, höflich und man/frau sorgt natürlich mit eiserner Aufmerksamkeit für das Wohl der auswärtigen Gäste aus dem Ruhrgebiet. Über saure Würfel und saure Nieren wurde daher höflich hinweggegangen und ansonsten der schwäbische Wein und das lokale Bier gelobt! Glücklicherweise konnte vor einigen Jahren der Generationenwechsel ohne geschmacklichen oder ästhetischen Verlust erfolgen... denn es blieb wie gewohnt. Ein Gefangener des Geschmacks der Alten und wahrscheinlich auch eines Fremden. Grüße von Schroeder!"