"Hausbesuche sind für mich eine Freizeitstressquelle, das hatte ich bereits erwähnt. Die Zeit reicht kaum, um ein Meister oder eine Meisterin für alle Freunde zu sein, und der Terminkalender ist in der Regel voller als im Alltag. Nach all den Besuchen bei den meisten griechischen Restaurants in der Nähe war ein Besuch in der Meze Academy überfällig. Die Meze Academy steht im Kontrast zu Pita, Pommes, Gyros und Souvlaki; hier gibt es kein weichgespültes deutsches Essen, sondern laut eigener Aussage echtes griechisches Essen... Die Vorfreude stieg und schnell wurde ein Platz auf der Terrasse reserviert. Obwohl die Terrasse zwischen einer Bundesstraße und einer stark befahrenen Straße eingequetscht ist, ist es überraschend ruhig. Die Tische und die Dekoration sind angenehm diskret, keine obligatorischen Hellas-Vokabel-Servietten, keine Fangnetze, keine Götter als Wandbilder oder Harzfiguren, sondern moderner Charme mit Wurzelholz und dezenter Beleuchtung. Die Speisekarten sind keine der üblichen Mappen aus Kunstledereimitat, sondern sind auf Schiefertafeln beschrieben, die neben dem Tisch stehen. Aus der umfangreichen Getränkekarte wähle ich einen erfrischenden griechischen Weißwein mit einer Flasche Mineralwasser. Der Service ist schnell und aufmerksam. Nachdem die Getränke an den Tisch gebracht wurden, kommt die freundliche Bedienung mit den Hauptgerichten für die nächsten Tische. Ein Tisch ist ausschließlich den Vorspeisen gewidmet, für die das Restaurant in seinem Namen dankbar sein darf. Die Meze Academy bietet eine riesige Auswahl an Meze, warmen und kalten Köstlichkeiten. Die Kellnerin erklärt, dass zwei Vorspeisen in der Menge einem Hauptgericht entsprechen, und wir wagen das Experiment und bestellen insgesamt vier Mezedes, zweimal warm, zweimal kalt. Nach kurzer Zeit werden die ersten Teller serviert. Die Pilzbällchen mit Ziegenkäse und Trüffelöl sowie einem Hauch von Tomatensauce schmecken großartig. Der Käse ist cremig, schmelzend, und die Pilze runden den Geschmack perfekt ab. Der bestellte Oktopus ist schön gebraten, bissfest und keines dieser bedrängenden V-Brand-Ersatzprodukte, die leider so oft serviert werden. Er wird auf einem Spiegel aus Olivenöl, Kräutern und Zwiebeln serviert, und das dazu gereichte Brot schmeckt hervorragend im lauwarmen Öl. Das gegrillte Gemüse besteht aus roten und gelben Paprikastreifen, Zucchinistreifen und Auberginenscheiben. Letztere habe ich nicht probiert, da Aubergine wirklich nicht mein Gemüse ist. Die anderen Sorten waren ganz gut, und die Zucchini hätten ein wenig mehr Salz vertragen können. Aber was mich angeht, bin ich ein schlechtes Maß, da ich gelegentlich auch mal an einem Salzstreuer lecken oder ein Glas Sardellen essen kann. Die letzte Vorspeise war ein kalter Linsensalat mit Krabben, geschmacklich grandios, genau richtig im Säuregehalt, der das Gleichgewicht zu den leicht salzigen Krabben hielt. Auf dem schön angerichteten Salat lag eine komplette Flusskrebs, die ich in unserem Fall auseinander nahm. Krebsreste können auf Anfrage auch in der Küche zubereitet werden. Der zum Dessert auf Eis servierte Ouzo war nicht auf Kosten des Hauses, aber der Geschmack war gut und man fühlte sich mit dem Ouzo nicht nur für die Freunde, sondern für die besten Freunde. Wenn ich zu Hause bin, würde ich gerne die Mezedes durchprobieren. Allerdings sind die Pilzbällchen und der Linsensalat bereits dauerhaft vorgemerkt. Parken kann man in der Nähe und zwei Buslinien halten etwa hundert Meter entfernt. Das Restaurant ist barrierefrei, die Toiletten waren extrem sauber und sind recht extravagant gestaltet. Händewaschen ist Teil des Erlebnisses. Mit vier Vorspeisen, Wein, Wasser und Ouzo haben wir für zwei Personen fast 63 Euro bezahlt. Gyros mit Pommes kann günstiger sein, aber wer authentische Küche sucht, wird sich hier wohlfühlen. Ich gebe fünf Sterne. Ich freue mich auf ein Wiederkommen!"